Es sind die seltenen Momente im Leben, die einen tiefen Eindruck hinterlassen. 80 000 Gläubige aus Pater Pio Gebetsgruppen aus der ganzen Welt waren am vergangenen Samstag einer Einladung von Papst Franziskus nach Rom gefolgt. Hier der Bericht von Ilka Kühn....





Ich hatte die Möglichkeit mit einer großen Pilgergruppe zu diesem Treffen nach Rom zu fahren. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Von Papst Franziskus strömt eine Wärme und Güte aus, die man kaum für möglich hält.

Doch der Reihe nach:
Der weltweiten Einladung zu diesem Treffen in Rom waren mehr als 80 000 katholische Christen gefolgt. Die schweizer Pilger kamen aus verschiedenen Regionen von Graubünden. Bereits die Hinreise war erfüllt mit Gebeten und vielen Informationen. Mit Toni, einem ehemaligen Schweizer Gardisten am Steuer des Reisebusses, hatten alle einen excellenten Reiseführer, der auch in Rom selbst bewies, dass er sich sowohl sehr gut auskannte in der Geschichte der Stadt und des Vatikans. Ausserdem manövrierte er den Bus geschickt durch die manchmal verstopften Straßen. In Rom konnten die große Reisegellschaft auf einen Vatikanführer zurückgreifen, der seine Wurzel in der Schweiz hat und einst Chef der Schweizer Garde war: Martin Urz. Es war sehr spannend, dem heute 68jährigen zuzuhören an den vielen geschichtsträchtigen Orten Roms.



Höhepunkt dieser Pilgerreise war natürlich die Generalaudienz bei Papst Franziskus, die eigentlich in der Peterskirche geplant war. Weil aber über 80 000 kamen, wurden Stühle auf dem ganzen Petersplatz gestellt. Es gab verschärfte Sicherheitskontrollen, wie am Flughafen. Rund um den Petersplatz war Polizei und auch Militär präsent. Einige aus der Gruppe sagten, es sei bedauerlich, dass so etwas in der heutigen Zeit notwendig sei.

Schon ab 7 Uhr füllte sich der Petersplatz. Viele kamen mit Transparenten und großen Bildern, auf denen der Hl. Pater Pio abgebildet war. Auf den Videowänden wurde ein sehr beeindruckender Film über das Leben des Pater gezeigt. Einen Tag zuvor sind die Reliquien von Pater Pio und auch von dem Heiligen Leopold Mandic in die Petersbasilika gebracht worden, wo sie bis zum 11. Februar zu sehen sind.

Mit grossem Jubel wurde dann am Vormittag Papst Franziskus von den vielen Gläubigen begrüßt. In seinem offenen Papst-Mobil fuhr er winkend auf mehreren Wegen ganz nah an ihnen vorbei. Tausende hielten es fotografisch fest. Während seiner Ansprache war es muckmäuschenstill auf dem Platz. Niemand wollte sich seine Worte entgehen lassen. Papst Franziskus würdigte Pater Pio als „Diener der Barmherzigkeit“, sagte, dass er und der Heilige Leopold Mandic Vorbilder für alle Gläubigen seien.

Der Papst betonte, wie wichtig das Gebet und die hl. Beichte sind. Das Gebet sei eine Mission und kein Verhandeln mit Gott oder eine Kopfschmerztablette, die man in der Not einnehmen würde. „Das Gebet ist die größte Kraft der Kirche, ein Schlüssel, der das Herz Gottes öffnet“, sagte der Papst. Pater Pio habe für die Menschen gelitten, sein Leben für sie in Liebe aufgeopfert. Papst Franziskus würdigte seine Gaben und wie er vielen Menschen geholfen habe. Neben dem Gebet für sie auch mit seinem großen Werk der Barmherzigkeit, einem Krankenhaus, wo die Kranken nicht nur bei leiblichen Schmerzen Trost und Hilfe erhalten.

Zum Angelus am Sonntagmittag waren noch mehr Menschen auf den Petersplatz gekommen. „In diesem Heiligen Jahr der Barmherzigkeit sind wir dazu aufgerufen, diejenigen zu trösten, die sich als Sünder fühlen und für unwürdig halten, vor dem Herrn zu stehen und die wegen ihrer eigenen Fehler niedergeschlagen sind, indem wir ihnen die Worte Jesu zusprechen: Hab keine Angst“ Die Barmherzigkeit Gottes ist größer als deine Sünden! Sie ist größer! Hab keine Angst…“, sagte Papst Franziskus u.a.

Unsere Pilgergruppe besuchte am Sonntag noch viele Heiligtümer und natürlich auch die Reliquien von Pater Pio und Leopold Mandic. Pfarrer Andreas Ruf erläuterte sowohl in seinen Predigten in Kirchen auf der Pilgerreise als auch im Bus viele Themen zum Barmherzigkeitsjahr und betonte auch immer wieder, was die hl. Beichte bewirkt, warum sie für Christen so wichtig ist. Viele Pilger nahmen dankend das Angebot zur Beichte an.

Es gäbe noch vieles zu dieser sicher auch nachhaltig wirkenden Romreise zu berichten. Ich weiß nicht, ob es im Eichsfeld bereits eine Pater Pio Gebetsgruppe gibt. Wer sich intensiv mit seinem Leben befasst, wird erstaunt sein, was er für ein Mensch war und was er alles bewirkt hat. Vielleicht geben diese Zeilen einen Anstoß, solch eine Gebetsgruppe im Eichsfeld zu gründen.
Ilka Kühn