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Do, 11:26 Uhr
18.08.2016
Alarm im Thüringer Einzelhandel

Gefahr durch Internet-Einkaufswelten

Der Siegeszug des Internets scheint ungebrochen. Seit 15 Jahren wächst auch das Geschäft auf den virtuellen Einkaufsmeilen weltweit kontinuierlich. Das hat plötzlich auch die Thüringer Wirtschaft erkannt und "schlägt Alarm"...


Parallel zu dieser Entwicklung stagniert nicht nur in Thüringen der konventionelle Einzelhandel und ansässige Geschäfte haben Zukunftsängste, informiert die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt.

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Bis 2020 wird erwartet, dass jeder vierte Euro im World Wide Web umgesetzt wird. „Jeder Onlineeinkauf fehlt dem stationären Handel vor Ort“, warnt Professor Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer der IHK Erfurt. Fachleute schätzen, dass 40 bis 60 Prozent der klassischen Ladengeschäfte in 10 Jahren nicht mehr existieren.

Dabei wären Fachmarktcenter und attraktive Innenstädte, wie die der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt, weniger gefährdet. Unstrittig sei aber, dass kleinere Städte für den Handel künftig an Bedeutung verlieren. „Ob Kunden weiter vor Ort einkaufen, ist vor allem von der Attraktivität und dem Angebot abhängig. Maßgeblichen Einfluss haben auch die Erreichbarkeit mit dem Auto, Parkplätze sowie die Aufenthaltsqualität“, so der IHK-Chef. Die Gesamtsituation für den örtlichen Ladenbesitzer werde in Zeiten von „Begegnungszonen“ ohne Autoverkehr nicht einfacher.

Des einen Freud ist des anderen Leid: Branchen-Riese Amazon verbuchte im zweiten Quartal 2016 im Vergleich zum Vorjahr fast eine Verzehnfachung des Gewinns. Im klassischen Einzelhandel rechne hingegen nur ein Drittel mit stabilen Umsätzen, fast jeder Vierte habe eine rückläufige Erwartung. Dabei falle die Einschätzung der Bekleidungs- und Schuhhändler am negativsten aus. „Zukünftig wird es in Kleinstädten nur noch ein Fachmarktcenter geben, mittlere Städte gleichen sich dann mit einem uniformen Einzelhandelsbesatz wie ein Ei dem anderen und kleine inhabergeführte Läden werden hauptsächlich in den Randlagen oder günstigen 1B-Lagen der Großstädte zu finden sein“, befürchtet Gerrit Jeron, Einzelhändler und Geschäftsführer des Modegeschäfts „Temple of Cult“ in Gotha. Der damit verbundene Frequenzrückgang in den Innenstädten sei mittlerweile ein großes Problem, nicht nur für den Handel. Auch die Gastronomie, der Dienstleistungsbereich und die Kommunen insgesamt litten darunter.

War es vor Jahren der so genannte Tante-Emma-Laden im ländlichen Raum, so sind mittlerweile auch Handelsunternehmen in mittleren und größeren Städten gefährdet. Die Hauptursachen dafür sind nach Ansicht der IHK-Experten relativ schnell ausgemacht. „Online-Handel und sinkendende Bevölkerungszahlen sind die Treiber für die Frequenzverluste in den Städten. Rund 73 Prozent der Internetnutzer und erstaunlicherweise sogar 88 Prozent der ab 65-jährigen shoppen im Netz“, fasst der IHK-Hauptgeschäftsführer zusammen.

In den Läden der Innenstädte möchte der Kunde überrascht und inspiriert werden. Dass die Qualität und der Preis stimmen, wird zwischenzeitlich vorausgesetzt. Aber gerade mit Wohlfühl- und Erlebnischarakter, Kundenorientierung und Service könne der Händler vor Ort punkten und sich vom virtuellen Wettbewerber absetzen. Die positivste Entwicklung sehen Multichannel-Händler, also jene, die sowohl vor Ort als auch im Netz verkaufen und werben. 69 Prozent dieser Multichannel-Händler rechnen mit steigenden Umsätzen. Die Zukunft wird den Unternehmen gehören, welche die Bedürfnisse der Kunden sowohl online als auch offline bedienen wollen und können. Die geschickte Verknüpfung von stationärem und Online-Handel kann den Kunden das Beste aus beiden Welten geben.

„Die Händler und Innenstädte stehen vor riesigen Herausforderungen, die sie nur bewältigen können, wenn sie die Trends als Chance begreifen und diese aktiv, professionell und im Netzwerk in spürbar neue Konzepte und Kundennutzen wandeln“, ist sich Grusser sicher.
Autor: nnz

Kommentare
U. Alukard
18.08.2016, 13.19 Uhr
Maßgeblichen Einfluss haben auch die Erreichbarkeit mit dem Auto, Parkplätze...
Da habt ihr den Salat liebe Stadträte, hätten Sie doch den Artikel vor der Neubewirtschaftung der Parkplätze gelesen.

An die Händler in Nordhausen:
Wie oft habe ich bei Nachfragen in Nordhausen von Händlern gehört, dann kauf doch dein Krempel im Internet!?

Wer das hört, der macht das dann auch!
Guten Morgen, wünsche wohl geruht zu haben.
Flitzpiepe
18.08.2016, 13.51 Uhr
Selbst wenn alle Parkplätze der Stadt kostenlos wären
und die Straßenbahn ebenfalls für lau wäre, würde der Umsatz der Läden nicht signifikant steigen. Ich sehe eher das Problem, dass Groß-Konzerne wie Amazon in Deutschland viel zu steuerbegünstigt sind im Vergleich zum Einzelhändler.
Die Dinge, die ich im Internet kaufe und das sind nicht wenige, gäbe es aber auch schlichtweg in Nordhausen gar nicht. Das ist der Lauf der Dinge, dass große Lager, die nichtmal in Europa stehen müssen, ein größeres und kostengünstigeres Angebot anbieten können.
Fast alle wollen doch die Globalisierung. Die Verödung der Innenstädte ist eine der Folgen. Was eine Spirale zur Folge hat und den Niedergang kleinerer Städte beschleunigt. Nordhausen ist ein schönes Beispiel. Die Entscheidungsträger der Stadt sind dabei aber machtlos. Die Bundesregierung könnte/müsste da regulierend eingreifen. Macht sie aber nicht. Der Markt wird es schon richten...
Waldemar Ceckorr
18.08.2016, 15.10 Uhr
kostenlose parkplätze
oder freie bus- und strassenbahn sind für mich nicht mal ausschlaggebend.
es geht immer nur ums geld, letztens war ich unterwegs um mir ein neues ultraschallreinigungsgerät zu kaufen.
ich habe diverse märkte abgeklappert und keins unter 35,oo € gefunden.
ich hatte mich vorher aber informiert was ich in etwa anlegen müsste.
letztendlich habe ich das teil im netz gekauft, 20,95 € inkl. versand.
anfang des jahres war ich wegen passbilderstellung im fachgeschäft, da gab's auch usb-sticks.
32gb für 16, 99 €. da habe ich mich gefragt wieso will dieser händler mehr als doppelt soviel, meiner kostete 6,95 € ( gleiches modell ).
das sind 2 beispiele, aber die sind bezeichnend.

so sieht's der waldi
Alanin
19.08.2016, 07.01 Uhr
...das geht sogar noch weiter...
Ich wollte in der letzten Woche im Baumarkt Kabelkanal zum Aufkleben kaufen. Kaufe ich ein Stück von 2,15m muss ich hier lokal 4,99 Euro berappen. Im Internet (amazon) bekomme ich das gleiche Produkt für etwas über einem Euro...

Da warte ich doch lieber zwei Tage und zahle nur 1/5 des Preises. Abgesehen davon bekomme ich das Zeug auch noch bis vor die Haustür getragen.
Treuhänder
19.08.2016, 10.45 Uhr
Warum beschweren?
Das ist doch Marktwirtschaft. Jeder kann mit seinen Ideen und Produkten auf den Markt dringen. Irgendwann wird es so sein, früh per Internet bestellt und abends vor der Haustür.

Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Internet und Roboter werden die Welt, die Arbeitswelt meiner Meinung dramatisch verändern. Aber wer macht sich schon Gedanken darüber? Unter dem Motto: "Hauptsache ich bin davon nicht betroffen." Eine gefühlskalte Welt von Egoisten und Selbstdarstellern und auf den eigenen Vorteil bedacht.

Oder ruft die Wirtschaft wieder nach dem Staat? Der Autoindustrie wurde durch die Abwrackprämie zu Umsätzen verholfen und verschiedene Konjunkturprogramme mit Steuergeldern finanziert haben die Wirtschaft unterstützt.
NDH1977
19.08.2016, 12.32 Uhr
Mal darüber nachdenken
Es wundert einen nicht dass es in Nordhausen und anderen Kleinstädten immer mehr bergab geht. Je mehr im Internet bestellt wird, desto mehr Arbeitsplätze gehen in der Region verloren. Toll!. Vielleicht ist auch bald der Arbeitsplatz von denjenigen gefährdet die immer im Netz bestellen, weil Amazon und Co meistens nur Leiharbeiter und Mindestlöhner einstellen. Man kann auch sagen, dass diese Leute gleiche Arbeit für weniger Geld machen und Ihren Job bald auch übernehmen. Also ich Persönlich möchte sowas nicht, ich kaufe lieber hier im Handel, weil die Arbeitsplätze hier sind und somit die Region gestärkt wird. Manchmal sollte man über sein handeln nachdenken welche Auswirkungen sie haben und nicht immer nur "Geiz ist geil".
Waldemar Ceckorr
19.08.2016, 13.51 Uhr
an ndh1977
keiner der obigen erwähnten artikel wird in der region nordhausen hergestellt, das ist der erste punkt.
2. mein arbeitgeber ist bisher auch nicht auf die idee gekommen und zahlt mir 30% mehr gehalt nur weil ich aus der region bin.
drittens können sie gerne das doppelte und dreifache bezahlen, das bleibt ihnen überlassen.
viele dinge gibt es einfach nicht in ndh, wenn mir dann der händler sagt, " ich kann's ihnen bestellen ", kann ich das auch gleich selber machen, dann bekomme ich es a: billiger und b: bis an die haustür.

der waldi
Franziskus
19.08.2016, 14.39 Uhr
Beratungsqualität
Diese Diskussion laß ich schon vor 10 oder 15 Jahren einmal in einem Nordthüringer Blatt.Wenn die Beratungsqualität verbessert werden würden,dann sehe die Sache schon etwas anders aus ?
Jürgen Wiethoff
19.08.2016, 16.30 Uhr
Nochmal Beratungsqualität
Die Beratungsqualität in verschiedenen Branchen KANN in den Geschäften vielfach nicht höher sein als im Internet. Dort ist eine Änderung technischer Parameter in wenigen Sekunden in die Verkaufsofferte eingearbeitet. Daher ist die Beratungsqualität für Leute, die lesen können, im IT fast immer höher, als im Fachgeschäft. Dahingehend muss man Rücksicht gegen die Verkäufer walten lassen. Ich bin auch der Meinung, dass der Verkäufer auch ein paar Tage später nicht alle Neuigkeiten wissen kann, die der Hersteller der Produkte mit wenigen Handgriffen bei allen seinen Internethändlern publik macht.

Zugegeben: Ich bin auch schon Verkäufern begegnet, die Produkte wider besseres Wissen empfehlen und damit dem Wunsch ihres Chefs zur Umsatzsteigerung eines Produktes entsprechen, was jetzt „einfach schnell raus muss“. Diese Verkäufer sind einfach nur zu bedauern, denn sie wollen ihren Job auch im nächsten Monat noch haben.

Ja, dann gibt’s auch noch Verkäufer, die dumm oder faul oder beides sind. Die kommen natürlich im Kreis NDH nicht vor. (Ich will ja auch morgen noch in den Geschäften bedient werden.)
Als Kunde hat man es heute nicht leicht.
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