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Neues vom Ost Klassiker Klub Wolkramshausen

15. Jawa- und CZ Treffen in Röblingen am See

Dienstag, 07. August 2018, 09:18 Uhr
Trotz der wochenlangen Hitze kamen zum diesjährigen Treffen über 100 Besitzer eines Mopeds, Motorrollers, Motorrades oder Dreirades der tschechischen Marken Jawa oder CZ auf das Gelände der Festscheune in Röblingen am See (Sachsen-Anhalt)...


Eingeladen hatten die Mitglieder des sog. Stammtisches für Fahrer der legendären tschechischen Motorrad-Marken, die sich einmal im Monat in der Gemeinde Stedten (Sachen-Anhalt) treffen. Der Einladung folgten auch einige der Mitglieder des Ost Klassiker Klubs Wolkramshausen, die sich ebenfalls den Fahrzeugen aus dem tschechischen Nachbarland widmen.

Die Teilnehmer des nun schon traditionellen Treffens, kamen überwiegend per Achse, aus den umliegenden Regionen. Der überwiegende Teil der Fahrer gehört nun schon zu der Generation 60 plus und ist gemeinsam mit ihren Krädern in die Jahre gekommen. Dominiert wurde auch das diesjährige Treffen durch die legendäre 350 er Jawa (sog. Kiewatschka). Dieses Motorrad war ohne jeglichen Zweifel der große Wurf in der seit 1929 währenden Firmengeschichte des von Frantisek Janecek gegründeten Unternehmens.

Die einstige Waffenschmiede produzierte ursprünglich nach dem 1. Weltkrieg in Zusammenwirken mit Deutschen und Englischen Motorradherstellern Kräder und PKW. Nach der Zeit des 2. Weltkrieges endete die Produktion der PKW – Typen Jawa Minor und Aero Minor, Fahrzeuge, die heute sehr begehrt sind und beachtliche Preise erzielen. Anfang der 1950 ziger Jahre setzte Jawa dann erfolgreich auf den neuen Markt der Mopeds mit 50 ccm Motoren welche einst auch das Straßenbild der DDR prägten.

Ab 1954 begann dann die Produktion der Jawa (Kiewatschka, umgangssprachlich für Schaukel), ein Begriff der sich von der Neuentwicklung der Hinterradfederung durch eine Hinterradschwinge mit zwei Federbeinen ableitete, der aber unter Motorradfahrern in der ehemaligen DDR ziemlich unbekannt war. Aber dieses Motorrad mit einem luftgekühlten Zweitaktmotor, in den Klassen 125, 150, 175 ccm Einzylinder, 250 ccm Ein-und Zweizylinder sowie 350 ccm Zweizylinder wurde für den damaligen Volkseigenen Betrieb der CSSR zu einem Verkaufsschlager auch im Westen.

Besonders die überaus sportliche 350 er Jawa mit anfänglichen bescheidenen 16 PS, erfreute sich in der DDR insbesondere bei den Jugendlichen einer großen Beliebtheit. Es war ein Statussymbol der Jugend, mit einem auch stolzen Preis von etwas über 3.000 Mark der DDR und trug entscheidend zur der Gründung vieler Jawa Klubs bei. Einige Jawa Modelle wie z. B. die 500 ccm 4-Takter oder die Jawa 361 Sport waren dagegen auf den Straßen der ehemaligen DDR kaum vertreten.
Mit der politischen Wende ab 1989, erfuhren auch die Jawa – Werke die Auswirkungen des Kapitalismus, insbesondere die Folgen der sog Marktbereinigung. Etablierte Marken des Westens wurden von den Käufern bevorzugt, die Marke Jawa, auch mit ihren Neuentwicklungen, fristet heute noch ein bescheidenes Dasein.

Anders aber sieht es im Punkt Tradition aus. Viele ehemalige Jawa- Fahrer erinnerten sich in den ersten Jahren nach der Wende bzw. nach einer gewissen Ernüchterungsphase an ihre Jugendzeit, an die ersten Liebschaften und an ihr erstes Statussymbol, welches den einstigen biologischen Paarungswillen der damaligen Jugend auch sehr beförderte. Wer in Erinnerung an seine einstige Sturm- und Drangzeit seine Jawa noch unter dem Strohhaufen konserviert hatte, zog sie nun im fortgeschrittenen Alter wieder hervor und polierte sie auf, um damit auf eine der heute zahlreichen Oldtimerveranstaltungen zu fahren.

Dort, wie auch am vergangenen Wochenende in Röblingen am See, trifft sich jährlich die Jawa –Szene um mit großer Leidenschaft ihre alten und nun wieder “neuen“ Statussymbole zu präsentieren, zu vergleichen und in endlosen Erinnerungen zu kurven, trotz Rheumasalbe und Herzschrittmacher. Wie bereits in der Zeit der sog. Markteinführung der Jawa, also in der Mitte der 1950ziger Jahre, beschäftigten sich einzelne Besitzer sehr intensiv mit der Technik und auch mit der Geschichte dieses optisch schönen und leistungsstarken Motorrades.

Zu den Besten der heutigen Jawa-Szene zählt auch der Thüringer Detlef Flaig, der am Fuße des Inselberges seinen Wohnsitz hat. Zeit seines Lebens beschäftigte er sich mit Fahrzeugen, war aktiv im Rennsport der ehemaligen DDR als Techniker tätig und restauriert heute in seiner Freizeit die historischen Kräder der Marke Jawa. Er präsentierte sein jüngstes Ergebnis eine Enduro aus dem Jahr 1965 mit 19 Zoll Rädern, Duplex Bremsen hinten und vorn, viel Chrom und einem perfekten Lack mit der damals üblichen Linierung. Das Ergebnis wurde von vielen der Besucher, die auch über das notwendige Fachwissen verfügen, als hervorragend eingeschätzt. Motorräder mit Geschichte und mit einem hohen finanziellen Aufwand in der Restaurierung bewegen sich in Verkaufsverhandlungen in einem gehobenen vierstelligen Bereich.

Für Detlef Flaig sind aber seine Projekte nicht nur Ausstellungsstücke, sie müssen auch alltagstauglich sein und ihn auf seinen zahlreichen Reisen, bevorzugt in den hohen Norden, begleiten können. Auch das 15. Jawa- und CZ Treffen war für den Veranstalter aber auch für uns als gleichgesinnte Gäste eine sehr angenehme Veranstaltung.
Hubert W. Rein, Ost Klassiker Klub Wolkramshausen
Autor: nnz

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