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Zum tödlichen Verkehrsunfall auf der A 38

Schuld haben nicht nur die Fahrer...

Dienstag, 25. September 2018, 06:25 Uhr
Die vielen Mitverantwortlichen sitzen bei solchen Unfällen nicht im Führerhaus und werden bei der Argumentation meist vergessen. Anmerkungen von Bodo Schwarzberg...


Die Globalisierung führt zu einem enormen Konkurrenzkampf zwischen den europäischen Speditionen, den die osteuropäischen wegen der geringeren Personalkosten oft gewinnen. Die Fahrer werden von ihren Chefs aber oft unter enormen Druck gesetzt, pünktlich zu sein, was noch dadurch gefördert wird, dass fast alle Konzerne kaum noch eigene Warenlager vorhalten und daher die Spediteure antreiben.

Diese geben den Druck nur nach unten weiter, also an die Fahrer. Sicherheit ist im Big Business nicht selten zweit- und drittrangig oder bestenfalls ein notwendiges Übel. Wir leben im Kapitalismus und nicht in einem Wellnesssalon.

Die Folge sind Manipulationen und Gesetzesverstöße ohne Ende, vor allem bei ausländischen Speditionen. Die Polizei kann ein Lied singen von Überschreitung der Lenkzeiten, Überladung und sonstigen Verkehrsdelikten.

Letztlich will der Bürger jeden Morgen spanische Feigen und Bananen aus Ecuador im Supermarktregal sehen. Gibt es mal etwas nicht, liegt die Reizschwelle, verwöhnt wie wir von der uns umgebenden Konsumgesellschaft sind, meist niedrig.

Die Kunden kehren den Druck um - also nach oben: Sie setzen die Märkte unter Druck, in denen sie kaufen, diese die Konzerne, diese die Lieferanten und diese die Fahrer. Das Ergebnis sehen wir dann auf den Autobahnen, wenn LKWs drei oder vier PKWs unter sich begraben und das Gejammer groß ist.

Ändern aber tut sich trotz des menschlichen Leids nichts. Zu komplex sind die Zusammenhänge, zu wichtig der Profit, und zu alltäglich das Sterben auf den Straßen, als dass eine schnelle Lösung des Problems möglich wäre. - Das einfachste wäre der Verzicht an der Basis. Verzicht darauf, zig Tausende vielfach sinnlose Produkte zu jeder Zeit und in jeder Menge in den Regalen vorfinden zu wollen.

Die LKW-Fahrer, die rechtlich oft die Schuldigen an den verheerenden Unfällen sind, sind die kleinsten Zahnräder und zum Teil auch die Sündenböcke in einem Getriebe, das wir alle mit am Laufen halten.

Verantwortlich für das Töten auf unseren Autobahnen sind aber auch die Politiker, die es schon unter Rot-Grün nicht vermochten, die LKW-Schwemme zugunsten der Schiene einzudämmen. Sicher auch ein Erfolg von Hunderten Lobbyisten.

Bei aller Dramatik des einzelnen Unfalls sollten wir jedoch andererseits nicht vergessen, dass die Zahl der Verkehrstoten seit 1970 mit rund 20.000 Opfern, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, kontinuierlich bis auf heute vielleicht noch 3.000 oder 4.000 Opfer jährlich zurückgegangen ist. Und das trotz der mehrfachen Verdopplung der zugelassenen PKWs und LKWs auf unseren Straßen.

Mein Beileid gilt den Angehörigen des unschuldig ums Leben gekommenen Straßenarbeiters.
Bodo Schwarzberg
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Autor: red

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