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foodwatch:

Industrievereinbarung zum Scheitern verurteilt

Mittwoch, 17. Oktober 2018, 10:13 Uhr
Die Verbraucherorganisation foodwatch hat die Grundsatzvereinbarung von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner mit Branchenverbänden zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln scharf kritisiert. Statt die Industrie endlich in die Pflicht zu nehmen, setze die Ministerin nur auf Freiwilligkeit...


Ein solcher "Kuschelkurs mit der Lebensmittelwirtschaft" sei zum Scheitern verurteilt, erklärte die Verbraucherorganisation.

"Es ist geradezu lächerlich, was Frau Klöckner als großen Wurf verkauft. Offenbar denkt die Ministerin, sie muss nur möglichst dünne Strategiepapiere vorlegen und die Menschen nehmen automatisch ab. Die sogenannte Grundsatzvereinbarung überlässt es den Unternehmen selbst, welche Zielvorgaben sie sich setzen, um eine gesunde Ernährung zu fördern", kritisierte Luise Molling von foodwatch.

"Kinderärzte, Krankenkassen und die Weltgesundheitsorganisation fordern seit Jahren effektive Maßnahmen gegen Fehlernährung wie eine farbliche Nährwertkennzeichnung, gesetzliche Beschränkungen der an Kinder gerichteten Werbung und auch steuerliche Anreize für gesündere Rezepturen. Anstatt auf die Experten zu hören, schlägt sich Frau Klöckner auf die Seite der Zucker-Lobby."

Julia Klöckner ignoriere die Erfahrungen aus anderen Ländern, so foodwatch. Beispielsweise in den Niederlanden war ein ähnliches angelegtes Programm zur freiwilligen Zuckerreduktion gescheitert, wie das offizielle Monitoring der obersten staatlichen Gesundheitsbehörde gezeigt hat. Der Zuckergehalt aller untersuchten Produktgruppen blieb dort im Zeitraum 2011 bis 2016 unverändert.

Folgende Punkte der Grundsatzvereinbarung sieht foodwatch besonders kritisch:
  • Den Unternehmen wird es selbst überlassen, welche Zielvorgaben sie sich setzen. Es sei "eine Unternehmensentscheidung, welche der konkreten Maßnahmen, die in branchenbezogenen Prozess- und Zielvereinbarungen zu formulieren sind, umgesetzt werden und somit den Unternehmen überlassen", heißt es in dem Papier. Für diese selbst gesetzten Ziele sollen die Unternehmen bis zum Jahr 2025 Zeit bekommen.
  • Das geplante Verbot von Zuckerzusatz in Baby- und Kindertees sei ein Papiertiger: Aktuellen foodwatch-Recherchen zufolge würde diese Regelung nur etwa eine Handvoll Produkte aus dem Einzelhandel betreffen. Die Hersteller gezuckerter Babytees hatten bereits vor Jahren aufgrund von Kritik Rezepturen geändert und Produkte vom Markt genommen. Wie viele Produkte vom geplanten Verbot vom Zuckerzusatz in Kindermilch wären, lässt sich noch nicht bewerten. Eine Anfrage dazu beim Bundesernährungsministerium blieb bislang unbeantwortet.
Autor: red

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