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Die Vertreibung aus dem Paradies

Dienstag, 12. Februar 2019, 07:05 Uhr
Deutschland ging es noch nie so gut wie in den letzten Jahren. Wir hatten alles und entschieden mehr als wir brauchten. Wir lebten im wahrsten Sinn des Wortes in einem Paradies. In einer paradiesischen Landschaft und einem Wohlstand. Es gibt fast alles unabhängig von der Jahreszeit zu kaufen. Dennoch sind unsere Wünsche schier unendlich...


So haben wir aus einer Wohlstandsgesellschaft, eine Wegwerf- und Zerstörungsgesellschaft gemacht. Etwa acht Millionen Menschen hungern weltweit und wir werfen große Teile unserer Nahrungsmittel in den Müll.

Wir verbrauchen entschieden mehr als uns gut tut, ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt. Was haben wir mit unserer einstigen intakten Natur gemacht? Diese haben wir so gut wie vernichtet. Über 80% der Insekten und Kleintiere sind vernichtet worden. (SWR Odysso – Insektensterben). Wo sind unsere Schwalben bis auf einen kleinen Prozentsatz geblieben, Maisen, Amseln, usw.? Auch für Stare scheint es in unserer Natur kaum noch einen verträglichen Lebensraum zu geben. So suchten sich hunderte von Stare, letzten Herbst, in Wiesbaden einen Schlaf- und Ruheplatz. Das Ergebnis brachte das Fernsehen, total mit Vogelkot zugedeckte Autos.

Was ist aus unserer schönen vielseitigen Landschaft geworden? Selbst unsere Dörfer sind vom Aussterben betroffen. Wie sieht es mit sauberer Luft, Wasser und einer noch funktionstüchtigen Landschaft aus? Wieviel Plätze der Ruhe finden wir noch in unserer Lärmüberfluteten Landschaft? Beanspruchen wir Menschen nicht zu viel Raum, Landschaft und Natur- Ressourcen und zerstören so unseren eigenen Lebensraum?

In unseren Städten ist kaum noch Wohnraum und Platz für Menschen (Fußgänger u. Radfahrer). Von der Luft und dem Klima in den Städten gar nicht zu sprechen. Beton vermittelt kein Leben. Das Bundesumweltamt hat ein Papier herausgegeben mit dem Slogan „Gehwege statt Parkplätze – Deutsche sollen mehr laufen´“. Wir brauchen mehr lebenswerten Lebensraum mit mehr grün und Natur für die Menschen.

Ohne Natur und Insekten hat der Mensch kaum eine Überlebenschance. Wie weit wir es schon gebracht haben zeigte uns das Wetter und das Klima im vergangenen Jahr. Wenn wir nicht sofort umkehren und wieder mehr mit der Natur leben, wird sich diese an uns Menschen knallhart rächen.

Der im Herbst 2018 vorgelegte Entwurf des Raumordnungsplanes Nord-Thüringen, steht dieser Änderung gravierend entgegen. Es ist ein Plan der Gipsindustrie und deren Verlangen. Zerstören wir unseren Lebensraum weiter, zerstören wir uns selbst.

Der Karstgürtel des Harzes erstreckt sich über die drei angrenzenden Bundesländer und hat einen der größten, regionalen Wanderwege Deutschlands, länger als der Rennsteigweg und viel interessanter und vielseitiger. Diese Landschaft ist ein ganz besonders sensibler Lebensraum für Insekten, Kleinlebewesen, Tiere, Vögel und für viele seltene Pflanzen er ist auch ein ganz sensibler Wetter und Klimaregulator. Es ist nicht nur ein Acker mit Steinen (laut Spiegel im Auftrag der Gipsindustrie) oder ein Wald mit Bäumen. Diese Landschaft ist entschieden sehr viel mehr, sie ist weltweit etwas ganz Besonderes.

Der gesamte Gipskarstgürtel müsste unter UNESCO Schutz gestellt werden. Nur bringt mal drei Bundesländer unter einen Hut von den Interessen der Gipsindustrie, deren unendlicher Gier, gar nicht zu sprechen.

Für diese neuen Abbaugebiete wurde weder, eine Wetter- und Klimaanalyse, noch eine Boden- und Kleinlebewesen-, sowie eine Insekten- bzw. eine Fauna- Floraanalyse von der Gipsindustrie durchgeführt. Abgesehen von den vielen hier brütenden Feldlerchen und Vögeln ist es ein Fledermausgebiet und die Heimat des Roten Milans (Gabelweihe). Hier sieht man nur das Geld der Gipssteine und nicht die noch erhaltene und lebende Natur. Von den Spitzmäusen, Siebenschläfer und Eidechsen usw. gar nicht zu reden.

Es ist noch eine Ruhezone für Mensch und Tier wo sich der Feldhase und das Kaninchen noch wohlfühlen. Selbst der Luchs und die Wildkatze sind hier schon gesehen worden.

Diese Natur ist nicht mit Geld zu bezahlen und nach ihrer Zerstörung nicht wieder zu renaturieren. Eine Renaturierung währe hier eine nicht wieder gut zu machende Lüge. Zerstört ist zerstört. Die Gipsindustrie sollte sich endlich an die Wahrheit halten und uns nicht ständig Unwahr- und Halbwahrheiten auftischen.

Wir sollten endlich erkennen, dass wir so wie bisher nicht weiterleben können. Wir müssen lernen wieder mehr mit der Natur und unserer Umwelt zu leben, als diese noch restlos zu zerstören.

Schon Marx und Engel haben erkannt, dass die Menschen nicht Eigentümer dieser Erde sind. So findet selbst der Papst Franziskus in seiner II. Enzyklika vom 18. Juni 2015 klare Worte. So sagte er: „dass, ein unbegrenzter Wachstum, Verbrauch und Wegwerfen nicht stattfinden darf“. Es bedarf eines globalen Schutzes der Schöpfung und des Klimaschutzes.

Es geht um unser Klima, unsere Umwelt, unsere Natur und Lebensqualität, um ein Weiterleben in einer erhaltenswerten, bis jetzt noch, paradiesischen Landschaft. Weiterleben in einer einmaligen Natur und Umwelt. Vertreiben wir uns nicht selbst aus dieser Welt und lassen wir uns auch nicht von der Profitgier anderer vertreiben. Denn es ist unser Leben und unsere Heimat und nicht die von den auf weit weg sitzenden gut gepolsterten Bürostühlen. Wir alle sind ein Teil dieser Erde und nicht nur die welche nicht genug bekommen können und in ihrer Gier nach einem immer Mehr unseren Lebensraum zerstören.
Manfred Kappler, Ilfeld
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Autor: red

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