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IG Metall fordert 35-Stunden-Woche, aber:

Arbeitgeber blockieren

Freitag, 10. Mai 2019, 13:32 Uhr
Die Betriebsräte der tarifgebundenen Betriebe im Norden von Thüringen brachten heute den Unmut ihrer Beschäftigten zum Ausdruck. Im Bürgerhaus von Nordhausen übergaben sie dem 1. Bevollmächtigten der IG Metall Nordhausen, Bernd Spitzbarth, über 1000 in einer 24 stündigen Blitzaktion gesammelten Unterschriften...

Arbeitszeitangleichung gefordert (Foto: privat/BUND) Arbeitszeitangleichung gefordert (Foto: privat/BUND)
... und forderten damit die Arbeitgeber auf, ihre Blockadehaltung zur Angleichung der wöchentlichen Arbeitszeit an West, auf 35 Stunden, aufzugeben. "Wir laufen der Angleichung länger hinterher, als die Mauer die Menschen in Deutschland und Europa getrennt hat", so Swen Niekler von der NORMA.

"Wir haben das letzte Jahrzehnt geschuftet wie die Ochsen, Mehrarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit, alles was Flexibilität betrifft, gibt es in Thüringen. Jetzt ist es an der Zeit, die Angleichung und damit Gerechtigkeit und mit dem Blick auf die laufenden Umstrukturierungsprozesse/Transformation Beschäftigungssicherung herzustellen", wirft Danny Kunze von Sumitomo ein und ergänzt – „jedes Jahr arbeiten wir praktisch einen Monat kostenlos“.

Timo Richter von der MAGNA stellt klar, die Blockadehaltung der Arbeitgeber hat uns in Heiligenstadt gut 50 Arbeitsplätze gekostet, einfach nur Wahnsinn wie mit Arbeitsplätzen umgegangen wird.

"Hinzu kommt, dass die Arbeitgeber die Verhandlungen nutzen wollen, um die Arbeitszeitfrage in die Betriebe zu verlagern. Der Tarifvertag wird dann zur leeren Hülle und im Betrieb werden die Betriebsräte erpresst. Das ist nicht hinnehmbar und völlig inakzeptabel", so stellvertretend Ralf Keitel von der WAGO in Sondershausen.

Hier setzt auch die Kritik von Bernd Spitzbarth an – „im Februar 2018 hat Gesamtmetall mit der IG Metall das Thema Angleichung Ost auf die Tagesordnung gesetzt. Jetzt mischt sich Gesamtmetall in die Verhandlungen Ost ein und versucht einen Systemwechsel bei den tariflichen Bestimmungen einzuleiten. Der Osten soll zum Türöffner werden, um dann die Tarifverträge im Westen angreifen zu können. Das wird mit uns nicht zu machen sein“.

Dem Thüringer Arbeitgeberverband empfiehlt Alexander Scharff, 2. Bevollmächtigter die Angleichung nicht weiter zu blockieren. „Bei den Beschäftigten gibt es dafür kein Verständnis“. Harald Föllmer von der ESW und Andreas Zappe von GRIWE bringen stellvertretend für die Betriebe mit Haustarifvertrag ein: „um faire Wettbewerbsbedingungen zu erreichen ist es dringend erforderlich, dass Arbeitszeit und Lohngefüge in ganz Deutschland gleich sind. Zurzeit arbeiten wir einen Monat pro Jahr umsonst. Das ist nicht nur Einkommens- und Kaufkraftverlust, sondern wirkt sich auch bei der Rente negativ aus. Wir sind keine Menschen zweiter Klasse. Auch hier muss die Angleichung erfolgen."

Spitzbarth sagt abschließend, „ich freue mich darüber, dass es hier eine breite Solidarität gibt. Unabhängig davon, ob die Tarifbindung durch Verbandsbindung oder Haustarifvertrag gilt. Nur mit dieser Solidarität ist es möglich, dass Tarifverträge ihre ordnungspolitische Funktion gegen Schmutzkonkurrenz erfüllen können“.
Autor: red

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