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Die Odyssee der Seawatch

Montag, 01. Juli 2019, 12:07 Uhr
Seine eigenen Gedanken zur Rettungsaktion einer deutschen Kapitänin im Mittelmeer hat sich nnz-Leser Andreas Dittmar gemacht. Hier sein Beitrag...


17 Tage kreuzte die Kieler Skipperin Carola Rackete mit ihren von einem Holzboot geborgenen Flüchtlingen vor der italienischen Küste, bis sie sich trotz Anlegeverbot entschloss, in einer Rambo Aktion den Hafen von Lampedusa zu erobern. 60h vorher rief sie an Bord den Notstand aus. Sie segelte unter niederländischer Flagge.

Ihr stand es frei, nach Spanien, Frankreich oder gar einen Hafen in den Niederlanden anzusteuern. Auch der Weg zurück nach Afrika hätte ihr und den Menschen an Bord die 17-tägige Odyssee erspart. Nun warten auf Frau Rackete im Falle einer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft, 50000 Euro Geldbuße und die Beschlagnahme des Schiffes.

Trotzdem kann sie mit der festen Unterstützung von Leuten rechnen, welche aus meiner Sicht Seenotrettung und Beihilfe zur Schleuserei nicht auseinanderhalten können. Sie wird schon als wahre Europäerin gefeiert. Auch Spenden werden eingeworben. Ganz vorn mit dabei Böhmermann, Klaas Heufer-Umlauf und andere alte Bekannte. Nicht nur in den TV- und Print Medien, sondern auch auf dem Twitter-Account von Seawatch wird diese “Mission” professionell zu einem öffentlichkeitswirksamen Krimispektakel aufgebohrt. Genau damit sendet man an die Jenigen, welche sich zur Überfahrt bereit machen ein fatales Signal.

Laut Missing Migrants haben in diesem Jahr 600 Menschen ihre Flucht über das Mittelmeer mit dem Leben bezahlt. Das sind immer noch 600 Menschen zu viel. Von Januar 2016 bis Juli 2016 ertranken fast 3000 Menschen. Im ersten Halbjahr 2019 erreichten 27800 Menschen Europa. 228600 waren es im ersten Halbjahr 2016. Der Erfolg von Salvinis hartem und konsequenten Kurs gegen die NGO’s liegt also klar auf der Hand. Auch durch die Schließung der Balkanroute wurde die illegale Migration massiv erschwert.

Weder Frau Merkel noch Herr Juncker haben funktionierende Lösungen geliefert. Eine Umverteilung der Flüchtlinge auf die EU-Mitgliedsländer, ein suggerierter Fachkräftemangel, Integration in diesen Dimensionen sind nicht zielführend. Ich kann nur hoffen, dass ihre Nachfolger da besser aufgestellt sind, wenn sie mit dem Postenpoker in Brüssel fertig sind. Fluchtursachen bekämpfen, Waffenlieferungen stoppen, Soziale Verantwortung von Unternehmen fordern, die dort Rohstoffe abbauen und Hilfe vor Ort leisten. 70 Mio. Menschen sind weltweit auf der Flucht. Frau Rackete hat Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet, weil sie die notwendigen Ressourcen hatte und zum Zeitpunkt der Havarie vor Ort war. Das war in dieser Situation ihre Pflicht als Kapitänin.
Andreas Dittmar
Autor: osch

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