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NABU Thüringen stellt seine Forderungen zum Wald vor

Umdenken beim Umgang mit dem Wald

Sonnabend, 10. August 2019, 09:19 Uhr
Angesichts des bevorstehenden Treffens von Ministerpräsident Bodo Ramelow mit den Ministerinnen für Finanzen, Umwelt und Forstwirtschaft am kommenden Dienstag fordert der NABU Thüringen ein dringendes Umdenken beim Umgang mit dem Wald...


„Die erheblichen Waldschäden zeigen, wie stark sich die Klimaerwärmung auf unsere Wälder auswirkt. Besonders artenarme Monokulturen sind nicht mehr zukunftsfähig. Ein Wandel zu laubbaumreichen Mischwäldern ist deshalb so wichtig wie nie zuvor“, sagt Dirk Hofmann, der stellvertretende Vorsitzende und Forstexperte des NABU Thüringen.

Bei dem Treffen der Politiker soll ein Aktionsplan Wald für Thüringen beraten werden. Anja Siegesmund die Thüringer Umweltministerin hat hierzu schon einen 10-Punkte-Aktionsplan vorgelegt. „Der Aktionsplan von Anja Siegesmund ist zukunftsweisend. Vor allem der Waldumbau von Monokulturen hin zu klimastabilem Mischwald und eine bodenschonende, ökologische Bewirtschaftung sind zu begrüßen“, lobt der stellvertretende NABU-Vorsitzende.

Die geplante Wiederaufforstung sieht der NABU Thüringen eher kritisch. „Wir verschenken uns damit die Chance einer an das Klima angepassten standortheimischen Waldvegetation. Bäume aus Naturverjüngung sind besser an ihren Standort angepasst“, erklärt der Forstexperte. „Wenn der Klimawandel so weiter geht und es trocken bleibt, macht es keinen Sinn Pflanzen aus Baumschulen in den Wald zu bringen, die im nächsten Jahr wieder vertrocknen. Wenn allerdings Aufforstungen nicht zu verhindern sind, müssen einheimische, an unsere Ökosysteme angepasste Laubbaumarten wie die Eiche, aber auch Nadelbäume wie Weißtanne verwendet werden.“

Ebenso ist es längst überfällig, den Einsatz von Großmaschinen im Wald zu reduzieren. Harvester schädigen den Waldboden für sehr lange Zeit. Die Böden werden verdichtet, die biologische Aktivität beeinträchtigt, das Wachstum der Bäume eingeschränkt und Erosion wird gefördert. Holzerntetechniken, wie zum Beispiel leichtere Maschinen, Seilzug oder Rückepferde sollen verstärkt zum Einsatz kommen. Für den Umgang mit Rückepferden müssen entsprechende Ausbildungen angeboten und langfristig gefördert werden. Da Trockenheitsereignisse in Zukunft zunehmen, ist es sinnvoll stehendes und liegendes Totholz im Wald zu belassen. Es dient als Humusbildner, Feuchtespeicher und als Keimbett für Samen.

Unseriös findet der NABU die Forderung, die in der Koalition abgestimmte Flächenkulisse von 5% holznutzungsfreiem Wald neu diskutieren zu wollen. „Wir brauchen diese Klimaschutzwälder als Wasser- und Kohlenstoffpuffer. Die Entwicklung der Urwälder von morgen ist ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Dirk Hofmann. Auch brauchen wir diese Stilllegungsfläche, um aktuelle Konzepte in der Forstwirtschaft überprüfen und verbessern zu können.

In Zukunft stell sich der NABU einen multifunktionalen Wald vor. Alle Funktionen des Waldes und insbesondere die Wirkungen auf Klima und Boden, den Wasserhaushalt und die Luftreinhaltung müssen in einem ausgewogenen Gleichgewicht zueinander stehen.

Bildquelle: Andre Cook auf Pixabay
Autor: red

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