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50 Jahre Stadtrecht Leinefelde

Der 7. Oktober - ein besonderer Tag für Leinefelde

Montag, 07. Oktober 2019, 21:16 Uhr
Heute vor genau 50 Jahren wurde das damalige Dorf Leinefelde zur Stadt. Am Feiertag der DDR erhielt Leinefelde das Stadtrecht. Mit unterschiedlichen Veranstaltungen wird dieses Jubiläum gefeiert. Heute Abend war ein Vortrag in der Bonifatiuskirche...

Dr. Müller mit Pfr. Gregor Arndt (Foto: Ilka Kühn) Dr. Müller mit Pfr. Gregor Arndt (Foto: Ilka Kühn)

Herzlich begrüßte Pfarrer Gregor Arndt die Besucher in der gut gefüllten Bonifatiuskirche in Leinefelde zum Thema des Abends: Leinefelde als Rennstrecke zwischen Katholischer Kirche und sozialistischem Staat mit Historiker Dr. Torsten W. Müller. Er hat die Entwicklung Leinefeldes unter dem Aspekt von Kirche und Staat beleuchtet und an vielen Beispielen erklärt, wie es damals war. Grundlage für diesen Vortrag waren 22 Bände eines ehemaligen sogenannten IM der Staatssicherheit aus Leinefelde.

Vortrag in der Bonifaituskirche (Foto: Ilka Kühn) Vortrag in der Bonifaituskirche (Foto: Ilka Kühn)
Für viele Besucher war der Vortrag eine Zeitreise gespickt mit vielen Erinnerungen.

Dr. Müller begann seinen Vortrag zunächst damit, wie es um die Stadt kurz vor der Wende bestellt war. Rund 16 000 Einwohner, ein Durchschnittsalter von 25 Jahren, 58 Prozent der Einwohner waren katholisch, 18 Prozent evangelisch. Der Staat hatte hier den Grundstein für eine sozialistische Stadt gelegt.

Im Verlauf des Vortrags, der in verschiedene Themen und Etappen gegliedert war, erläuterte der Historiker, wie sehr doch die Kirche dem Staat und der Partei ein Dorn im Auge war und wie man versuchte, einen Keil hineinzutreiben. Die Zitate aus den 22 Berichtsbänden des IM der Stasi untermauerten das. Es sei ein Glücksfall, dass diese Bände noch vorhanden seien, sagte Dr. Müller. Denn nach der Wende wurde vieles vernichtet.

Der Historiker schlug einen großen Bogen von der Entwicklung der Kirchengemeinden bis hin zum Kirchenneubau in Leinefelde, der nicht nur einzigartig kurz vor der Wende war, sondern auch zugleich der letzte, der in der DDR entstand. Ebenso einmalig war auch die Tatsache, dass es zu DDR-Zeit in Leinefelde einen katholischen Kindergarten gab, der die Zeit überstand.

Die Besucher erfuhren einiges über die Spitzelarbeit der Stasi in Leinefelde, die bis nach Erfurt reichte, über die vielen Aktivitäten in der kirchlichen Jugendarbeit und dem vergeblichen Bemühen staatlicherseits in der FDJ-Arbeit hier mitzuhalten und auch darüber wie die SED-Genossen im Jahre 1978 zu zweifeln begannen, als sie von dem geplanten Kirchenneubau erfuhren.

Aber Müller ging auch darauf ein, wie schwer manches für die Pfarrgemeinde war, ohne Zuschüsse vom Staat auszukommen, wie beispielsweise beim Kindergarten, der zunächst in einer Baracke untergebracht war und später unter der Vorgabe der Renovierung saniert werden konnte.

Torsten W. Müller sagte u.a., dass in den 22 Berichtsbänden des IM "Maxe" auch deutlich wurde, wie Christen benachteiligt wurden. Aber das sei ein Thema, was man gesondert einmal darstellen könnte.

Im Anschluss bedankte sich im Namen aller Pfarrer Arndt bei Dr. Müller für seinen Vortrag. Es war auch Gelegenheit, mit dem Historiker noch ins Gespräch zu kommen.
Ilka Kühn




Autor: ik

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