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IHK stellt Energiewende-Barometer vor :

Unmut in der Thüringer Wirtschaft wächst

Dienstag, 08. Oktober 2019, 10:27 Uhr
Die Kritik an der Energiewende in Deutschland nimmt zu. Hohe Strompreise, der stagnierende Ausbau der Windenergie, fehlende Stromleitungen und ein Klimapaket, was die Bedürfnisse der Wirtschaft ausblendet – der überwiegende Teil der Thüringer Unternehmen ist mit dem Verlauf der Energiewende mehr als unzufrieden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKs), an der sich auch rund 80 Unternehmen aus Thüringen beteiligt haben.

„Das Bewusstsein für Klimaschutz in der Gesellschaft und der Wirtschaft wird immer stärker. Noch nie war die Bereitschaft für Investitionen in zusätzliche Maßnahmen zur Einsparung von Energie sowie die Errichtung erneuerbarer Energie-Anlagen so hoch“, erklärt Antje Welz, Teamleiterin Innovation und Umwelt bei der IHK Erfurt. Im Grundsatz befürworten 86 Prozent der Befragten zusätzliche Maßnahmen, damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht. Immerhin jedes dritte Unternehmen wäre sogar mit zusätzlichen Kosten einverstanden.

„Gleichzeitig sind viele Thüringer Firmen aber mit dem Verlauf der Energiewende unzufrieden“, so Welz. Die Auswirkungen auf die Wirtschaftsfähigkeit des eigenen Unternehmens beurteilten 41 Prozent als negativ. Diese Zahl hat sich gegenüber dem letzten Jahr fast verdoppelt (23 Prozent Energiewende-Barometer 2018). Damit folgt Thüringen dem bundesweiten Trend, wonach die Stimmung in der Wirtschaft insgesamt so negativ ist, wie seit 2015 nicht mehr.

Vor allem in der Industrie sank der Wert gravierend. Nur 13 Prozent der Betriebe betrachten die Energiewende noch als positiv für das eigene Geschäft.

„Ein wichtiger Grund dafür ist der Anteil der energieintensiven Prozesse in dieser Branche. Die Energie- und Strompreise sind hier ein zentraler Wettbewerbsfaktor, sodass sich die zuletzt erfolgten Preissteigerungen nachteilig auswirken“, erläutert Antje Welz. Damit seien die steigenden Energiepreise auch weiterhin das zentrale Problem.

Insbesondere die Endkundenpreise für Strom haben noch einmal angezogen. Diese sind für deutsche Mittelständler zum Jahreswechsel um über 10 Prozent gestiegen – vor allem aufgrund höherer Netzentgelte. Deutschland liegt hier mittlerweile bei fast allen Verbrauchergruppen auf dem letzten Platz in Europa. Die hohe und weiter steigende finanzielle Belastung der Unternehmen aus der Strombeschaffung wird durch gestiegene Ausgaben für Öl und Gas verstärkt.
Damit Deutschland auch in Zukunft seine Attraktivität als Investitionsstandort nicht verliert, lauten die Top-Forderungen der Thüringer Wirtschaft: Stromkosten senken, Netze ausbauen sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen.
Autor: red

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