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Natur und Umwelt - Die Meinung

Das Wildbienenhotel – ein fachgerechtes Angebot

Freitag, 18. Oktober 2019, 12:48 Uhr
Angesichts des Insektensterbens gewinnt die Aufmerksamkeit zum Basteln oder zum Kauf von Insektenhotels an Bedeutung. Im Internet gibt es jedoch Bauanleitungen, die ich aus meiner praktischen Erfahrung zu korrigieren habe, meint Wilhelm Roth und schreibt:......

Wildbienenhotel (Foto: Wilhelm Roth) Wildbienenhotel (Foto: Wilhelm Roth)

Der Wildbienenforscher Paul Westrich, Autor des Buches „Wildbienen – die Anderen Bienen“ beurteilt das nicht artgerechte Angebot für Wildbienen mit anderen Insekten an den Wanderwegen ausdrücklich als ungeeignet.

Verschiedene Insektenarten, die im Stroh, Fichtenzapfen und Baumrinde ihren Entwicklungsraum finden sollen, sind natürliche Bienenfeinde. Grundsätzlich sind die Holzbohrungen und Röhrchen vom bereits genannten Material zu trennen, die in Bodennähe mit einer Kalksteinschichtung, Zweigen und Laub trocken gelagert einen vielfältigen Schutz und Entwicklungsraum finden.

Meine Konsultationen in zwei Bauhöfen, die im Eichsfeld 12 große Insektenhotels als Bildungsweg erstellten, sollten nachgebessert werden. In Schulen und Kindergärten erkannte ich ebenso den Fleiß und den Aufwand der Eltern ihren Kindern ein verständliches Naturerleben anzubieten, die zugleich zum Teil mangelhaft erstellt wurden.

Eine großräumige Balkengestaltung wird oft mit Hohllochziegelsteinen und Holzklötzen mit wenigen Bohrungen zur Platzausfüllung gestaltet. Das Angebot gekaufter Insektenhäuser ist zum Beispiel mit nur drei cm tiefen Holzbohrungen, schmaler Bauweise und zu engen Maschendraht eine Täuschung und sollte verantwortungsbewusst nicht verwendet werden.
Folgen Sie, lieber Naturfreund, meiner Bauanleitung, die nur mit Liebe und Geduld sowie Ideenreichtum für die Wildbienen ein erlebbares Zuhause wird.

Grundsätzlich ist Hartholz mit einen guten Holzbohrer zu verwenden. Das zwei- bis dreimalige Anbohren von Eichenhölzern verhindert durch das satte Benetzen mit Wasser ein Erhitzen (braun werden) und erleichtert den Späneabgang. Weichhölzer wie Pappel, Weide oder Fichte mit ihrer Harzbelastung sind wegen der für Wildbienen gefährdeten Holzfasern zu verwerfen.

Die Hohllochziegeln sind nur für das stabile Einfügen von Röhrchen zu verwenden. Lehmziegeln sind oft zu hart und nur mit verschiedenen Bohrgrößen besiedelbar. Bewährte Naturmaterialien sind insbesondere der Japanische Knöterich mit seinem Stamm- und Zweighülsen, die genügend hart und glattwandig sind.

Vom Schilfrohr sind lediglich der härtere Teil zu verwenden, der als gemischtes Bund verteilbar ist. Alle Röhrchen sind einseitig durch Knoten oder Lehm zu verschließen, welche an der Rückwand anstoßen. Einzelröhrchen und Gebinde können mit einem kleinen Sägemesser oder mit einer feinen Laubsäge geschnitten und abgeschliffen werden.

Trockene Holunderäste sind leicht vom Mark auszubohren. Hohlzweige sowie Stängel vom Topinambur, Himbeeren und ähnliches können mit einem Draht erweitert werden. Rohrkolbenstängel dienen der Pufferung und Haltbarkeit. Besonders geeignet und geprüft sind Plastikstäbe von Sichtschutzmatten aus dem Baumarkt mit 12 cm Länge. Die Holzklötze sind dichter mit 2-10 mm Bohrung zu belegen.

Wichtig: Im Abstand von 10 cm zu den gleichgelagerten Einsätzen ist ein Schutzgitter aus großen verzinkten Kaninchendraht, sechskantig zum waagerechten Einflug der größten Bienen, als Rahmen abnehmbar dauerhaft anzubringen. Zum Schutz vor Kleiber und Blaumeisen ist das Anbringen von Teichnetzen zu empfehlen.

Das Auflegen von 1 cm² Drahtgitter ist für den Anflug sowie die Benutzung der Stuben ungeeignet. Männliche Bienen, die zuerst ausfliegen und die Weibchen begatten benötigen genügend Flugraum. Auf einem breiten waagerechten Brett ist diese Vereinigung vielzählig erlebbar.

Ein größeres Steingartendach mit wasserhaltender Nockenschutzplaste dient mit dem großflächigen Anlegen von Bienenpflanzen als wertvolles Nahrungsangebot. Die Anlage eines solchen „Bienenvermehrungshauses“ ist vornehmlich sonnig bis halbschattig zu stellen. Nach neunmonatiger Entwicklungszeit beginnt im zeitigen Frühjahr der Bienenausflug mit der Begattung sowie bis zwei Monate die Neubelegung.

Zur Abwehr von Parasiten, welche die Bienenmaden als Brutraum benutzen, bauen die Bienen Lehmpyramiden und kleine Pflastersteine ein. Die Blattschneiderbiene verklebt die Öffnung mit einem grünen Blattteil, eine andere Art vermittelt ein seltenes Erleben mit dem Verschließen von blau leuchten Blütenstaub der Iris sibirica, der Wasserschwertlilie.
Wilhelm Roth
Autor: ik

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