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IHK unterstützt Positionspapier der Veranstaltungsbranche

Veranstaltungsbranche befürchtet Pleitewelle

Dienstag, 19. Mai 2020, 12:54 Uhr
Trotz Lockerungen der Pandemiemaßnahmen bleibt die Lage für die Unternehmen weiterhin ernst. Fast alle Wirtschaftsbereiche und Größenklassen – von Soloselbstständigen bis hin zu Konzernen – sind von den Einschränkungen betroffen. Besonders angespannt ist die Situation jedoch für die Firmen der Veranstaltungsbranche...

Sie waren die ersten, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekamen und sie werden die letzten sein, die mit ihrer Arbeit in die „neue Normalität“ zurückfinden können. Die Industrie- und Handelskammer unterstützt deshalb ein Positionspapier der Thüringer Veranstaltungsbranche mit der Forderung eines bundesweiten Rettungsschirms.

Laut einer aktuellen Blitzumfrage der IHK Erfurt unter rund 400 Unternehmern sehen sich 12 Prozent der Befragten akut von Insolvenz bedroht. Neben vielen anderen Bereichen ist insbesondere die Veranstaltungsbranche in Gefahr. „Eigentlich gesunde Betriebe erleiden wegen angeordneter Schließungen einen historisch einmaligen Einbruch: Messen werden abgesagt, wissenschaftliche Kongresse auf unbestimmte Zeit verschoben, die großen Thüringer Veranstaltungen, wie die Bachwochen oder das Erfurter Krämerbrückenfest werden in diesem Jahr nicht stattfinden. Große und kleine Veranstaltungshäuser sind auf Nullbetrieb. Absehbar ist bereits heute, dass bis Ende August so gut wie keine Veranstaltungen durchgeführt werden können“, zeigt sich IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch besorgt. Die Auswirkungen wären fatal - nicht nur Künstler erhalten keine Gage, Gastronomen und Caterer generieren keine Umsätze, Mieteinnahmen gehen Messeveranstaltern verloren, aber auch Ticketbetreiber, Agenturen, Veranstaltungstechniker, Messebauer und viele andere Unternehmen stehen vor dem Ruin.

„Die bisher auf den Weg gebrachten Mittel und Maßnahmen werden auf Grund der nach wie vor unklaren Situation bei größeren Veranstaltungen und langer Planungszeiträume nicht ausreichen, um die Veranstaltungsbranche vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Zinslose Kredite machen nur Sinn, wenn sie der Liquiditätssicherung auf absehbare Zeit dienen und in Höhen erfolgen, die es dem Unternehmen erlauben, eine wirtschaftliche Perspektive zu haben“, erläutert Christian Burger, Geschäftsführender Gesellschafter der Lombego Systems GmbH in Weimar.

Die IHK Erfurt unterstützt deshalb ein Positionspapier der Thüringer Veranstaltungsbranche. Darin fordern über 30 Betriebe die Möglichkeit eines bundesweiten Rettungsschirms. Dieser soll es den Unternehmen der Veranstaltungsbranche ermöglichen, bis zur Freigabe eines Impfstoffes oder einer entsprechenden Medikation, mindestens jedoch bis zum 31. Dezember 2020, ihren Betrieb auf ein überlebensnotwendiges Minimum herunterzufahren bzw. veränderte Kosten- und Einnahmenansätze zu kompensieren, um trotzdem in dieser Phase zu überleben, mit genug Potential für einen Neustart.

Dies muss ohne neue Kredite geschehen, deren Rückzahlung die gegenwärtige und zukünftige Liquidität der Unternehmen zusätzlich belastet. Aber mit einer Bürgschaft für bereits laufende Kredite und deren Stundung. Ohne eine stufenweise Anhebung des Kurzarbeitergeldes, sondern mit einer sofortigen Anhebung auf 80 und 87 Prozent. Und mit der Möglichkeit des erneuten Antrags auf Soforthilfen, unter Aussetzung des Einmaligkeit-Prinzips. „Denn die privaten Unternehmen dieser Branche tragen im Vergleich zu subventionierten Kultureinrichtungen das volle Risiko“, ergänzt Haase-Lerch.
Autor: red

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