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Erfurt - Eichsfeld

Sendungsfeier für künftige Gemeindereferenten

Donnerstag, 09. Juli 2020, 09:54 Uhr
Bischof Ulrich Neymeyr sendet am kommenden Samstag, 11. Juli, im Rahmen einer Heiligen Messe im Erfurter Dom drei Frauen und zwei Männer als Gemeindereferentinnen und -referenten in den Seelsorgedienst des Bistums Erfurt. Darunter sind auch zwei vom Eichsfeld. Mit den Neuen gibt es dann 54 Gemeindereferenten im aktiven Dienst….

Corona-bedingt findet die Sendungsfeier, die um 9.30 Uhr beginnt, im kleineren Rahmen statt als in den Vorjahren üblich, aber nicht weniger festlich. Musikalisch gestaltet die Dekanatsjugendband Heaven`s Gate aus Leinefelde-Worbis den Gottesdienst.

Der Beruf des Gemeindereferenten bietet katholischen Christen, die weder Priester noch Diakon sind, eine Möglichkeit, das kirchliche Leben hauptamtlich mitzugestalten. Sie kümmern sich gemeinsam mit dem Pfarrer um die Belange der Pfarrei.

Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten regen zur Mitarbeit in der Gemeinde an und stehen als Seelsorger zu Verfügung. Arbeitsfelder sind neben der klassischen Gemeindepastoral auch weitere Felder der Seelsorge wie etwa im Krankenhaus, im Gefängnis oder in der Erwachsenenbildung. Das Eichsfeld ist bei der Sendungsfeier gut vertreten:

Die Sendungskanidatinnen und -kandidaten:
• Sebastian Alt aus Ilmenau, arbeitet in Bad Langensalza und in der JVA Tonna
• Marianne Döring aus Martinfeld, arbeitet in Suhl und Schmalkalden
• Angela Schöneberg aus Ellrich, arbeitet in Leinefelde-Worbis
• Thomas Rhode aus Burgwalde, arbeitet in Niederorschel, dann in Arenshausen
• Claudia Rimestad aus Kursdorf, arbeitet in Weimar


Kindermund tut Wahrheit kund. So erfuhr es auch Angela Schöneberg (42) aus Ellrich, als sie sich einmal mit Grundschülern über Berufe unterhielt. Wie sagte noch das kleine Mädchen zu ihr? „Du bist eine Hebamme für Gott.“ Angela Schöneberg findet diese Berufsumschreibung passend. „Als Gemeindereferentin helfe ich anderen Menschen, Gott in ihrem Leben zu entdecken, ich helfe mit, dass dieser Gott in dieser Welt ankommt.“ Eine Gemeindereferentin ihrer Heimatpfarrei habe ihr schon als Jugendlicher gezeigt, dass der christliche Glaube und ein Leben mit Gott sehr spannend sein können. „Immer mehr wollte ich über diesen Gott wissen, seine Liebe verstehen, seine Nähe spüren, Zeit mit ihm verbringen und ihn entdecken.“ Seitdem sei sie dieser Spur gefolgt und habe besonders Menschen treffen wollen, „die genauso wie ich fasziniert unterwegs zu diesem Gott sind.“ Schöneberg beschloss, in den Orden der Ursulinen einzutreten. Da hatte sie bereits 1998 eine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin begonnen, die sie als Ordensschwester abschloss. Zusätzlich erwarb sie von 2002 bis 2006 an der Katholischen Fachhochschule Paderborn das Diplom im Studiengang Soziale Arbeit.

In den folgenden Jahren arbeitete die junge Ursuline bei der Caritas in Duderstadt im ambulanten Pflegedienst und in der Seniorenberatung. 2009 verließ Angela Schönberg den Orden, wo sie sich doch nicht am rechten Ort fühlte, und ging nach Jena. Während sie dort bis 2017 in einem ambulanten Pflegedienst ältere und kranke Menschen betreute, studierte sie zugleich in Erfurt Theologie, um Gemeindereferentin zu werden. Nach einem berufspraktischen Jahr in Erfurt arbeitet sie seit 2018 in der Kirchengemeinde St. Maria Magdalena in Leinefelde. Die persönliche Gottesbeziehung sieht sie als Fundament und Basis ihres Berufes, den sie nach der Sendungsfeier zunächst weiterhin in Leinefelde ausüben wird.

Ein Leben ohne Gott und Kirche ist auch für Marianne Döring keine Option. Die 57-Jährige wuchs in Martinfeld in einem katholischen Elternhaus auf. „Unser Alltag war religiös geprägt und wurde in der Familie glaubhaft gelebt.“ Für Döring hieß das auch, zu DDR-Zeiten die Jugendweihe zu verweigern. Der Glaube stärkte und immunisierte sie gegenüber Erziehungsversuchen und Repressalien des sozialistischen Staates. Dabei weiß Marianne Döring, dass die Fragen nach Gott und Glauben keine einfachen Antworten kennen. Gott sei nicht immer der Nahe. „Oft verbirgt er sich“, ist ihre Erfahrung.

Dennoch fühlt sie sich von Gott getragen, gerade auch in dunklen Zeiten wie beim unerwartet frühen Tod des Vaters, der die Ehefrau und drei minderjährige Kinder hinterließ. In solchen Situationen „scheint der Glaube an Gott unmöglich zu sein“, so erlebte es Marianne Döring. „Und doch! Gerade dann, aber nicht nur dann, ist Gott uns näher als wir selbst.“ Es verwundert nicht, dass Döring schon als Jugendliche den Wunsch verspürte, „mein Leben in den Dienst am Glauben und der Verkündigung zu stellen.“

Bis ein Beruf daraus wurde, sollte es aber noch länger dauern. Aufgrund unglücklicher Umstände wurde Döring nicht Kindergärtnerin, sondern Facharbeiterin für Fertigungsmittel im VEB Solidor in Heiligenstadt. Die familienunfreundlichen Arbeitszeiten dort führten nach der Hochzeit mit ihrem Mann Jürgen zu einem Wechsel zur Deutschen Post, auch wenn Marianne Döring als Briefträgerin weniger verdiente. Aber sie wollte ganz für ihre Familie da sein, erst recht, als das erste von drei Kindern zur Welt kam.

Noch vor der Friedlichen Revolution zog die Familie nach Meiningen. Jürgen Döring hatte dort am Theater Arbeit als Berufsmusiker gefunden. In Meiningen engagierte sich Marianne Döring ehrenamtlich in der katholischen Gemeinde und bildete sich in diversen Kursen zur Seniorenbetreuung und Hospizarbeit weiter. „Bei Religiösen Kinderwochen, Kommunionvorbereitungen, Krankenkommunionen, der Begleitung von Kranken und Sterbenden und in der Gremienarbeit lernte ich viele Menschen mit ihren Sorgen und Nöte kennen.“

Das belebte den Wunsch wieder, auf diesen Feldern nicht nur ehrenamtlich, sondern beruflich unterwegs zu sein. Die Kinder waren ja aus dem Gröbsten raus. Aber ohne ihren Mann hätte sie den Sprung nicht gewagt: „Du gehst studieren, und ich übernehme die Hausarbeit“, entschied dieser, als das Bistum Erfurt seiner Frau den Vorschlag machte, drei Jahre lang Religionspädagogik in Paderborn zu studieren. Theologische Fragen diskutiert Marianne Döring gerne mit ihren Kindern, von denen zwei fast zeitgleich Theologie studiert haben. „Ohne die Unterstützung meines Mannes und meiner Kinder hätte ich es nicht geschafft“, zeigt sich Döring dankbar. Die Praxisausbildung führte sie nach Erfurt und dann nach Suhl und Schmalkalden. Als Gemeindereferentin kann sie dort auch weiterhin wirken und ihre reiche Lebenserfahrung einbringen, jetzt auch als fünffache stolze Großmutter.

Wie viele Eichsfelder muss auch Thomas Rhode (30) aus Burgwalde bei Heilbad Heiligenstadt nicht viele Worte machen, wenn er erklären soll, warum er gläubiger Christ ist. „Ich bin in einer christlich geprägten Region aufgewachsen. Für meine Familie und Freunde gehört der Glaube zum Leben dazu.“ Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit, einen katholischen Kindergarten zu besuchen, sonntags in die Kirche zu gehen und sich an den Aktivitäten der Gemeinde zu beteiligen. Dazu zählte auch das ehrenamtliche Engagement nicht nur vor Ort, sondern auch im Dekanat und auf Bistumsebene.

Solche Lebensläufe sind im Eichsfeld nicht unüblich. Allerdings wird nicht jeder Eichsfelder Gemeindereferent. Auch bei Thomas Rhode sah es zunächst nicht danach aus. In der zehnten Klasse überlegte er zuerst, Landschaftsgärtner zu werden, absolvierte dann aber eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Möbelhaus und arbeitete dort bis 2012. Ein Jahr später hatte er das Fachabitur in der Tasche und bewarb sich zur Ausbildung als Gemeindereferent im Bistum Erfurt.

Der Entschluss, die Wirtschaft zu verlassen und in die Seelsorge zu gehen, verdankte sich einem künftigen Arbeitskollegen, mit dem er sich über den Beruf des Gemeindereferenten unterhalten hatte. „Das Gespräch hat meinen Wunsch, das Evangelium zu verkünden, gestärkt und gefestigt“, hält Rhode rückblickend fest. Jesus Christus begeistere ihn. Diese Begeisterung möchte er weitergeben. 2014 ging Rhode zum Studium der Religionspädagogik und kirchlichen Bildungsarbeit an die Universität Eichstätt-Ingolstadt und schloss es mit dem Bachelor ab. Die praktische Ausbildung führte ihn nach Gotha und zuletzt nach Niederorschel. Nach der Sendungsfeier, die zehn Tage vor seinem 31. Geburtstag stattfindet, wird Thomas Rhode als Gemeindereferent in der Pfarrei St. Matthäus in Arenshausen arbeiten.
Peter Weidemann, Bistum Erfurt

(Anmerkung d. Redaktion: Gemeindereferenten steht hier als Plural und schließt Männer und Frauen ein, so wie es die deutsche Sprache vorsieht.)

Autor: ik

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