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Sternensucher und Himmelswege:

Saale-Unstrut erzählt Astronomiegeschichte

Mittwoch, 16. September 2020, 14:34 Uhr
In einer Sonderausstellung widmet sich die Arche Nebra amFundort der berühmten Himmelsscheibe von Nebra ab 3. Oktober der Geschichte der Astronomie. Weitere Ausgrabungsstätten laden zu einer spannenden Zeitreise in die ferne Vergangenheit Mitteleuropas...

In der Arche Nebra (Foto: Saale-Unstrut-Tourismus ) In der Arche Nebra (Foto: Saale-Unstrut-Tourismus )


Nicht nur in Stonehenge, sondern auch in Saale- Unstrut sind die Spuren frühzeitlicher Himmelsbeobachtungen bis heute sichtbar. In der vom Hochmittelalter geprägten Wein- und Kulturlandschaft entdeckten Archäologen in den vergangenen 30 Jahren einzigartige Stätten und Funde, darunter das älteste Sonnenobservatorium Europas in Goseck und die Himmelsscheibe von Nebra. Sie ist die älteste bislang bekannte konkrete Darstellung kosmischer Phänomene und seit 2013 UNESCO-Weltdokumentenerbe.

Die Funde sind Teil des Netzwerks „Himmelswege“, das fünf archäologisch herausragende Orte in Sachsen-Anhalt miteinander verbindet. Diesjähriger Höhepunkt auf der gleichnamigen Themenstraße ist die Eröffnung der Sonderausstellung „Sternensucher – Von der Himmelsscheibe bis zur Rosetta-Mission“ in der Arche Nebra am 3. Oktober. Ein Programm aus Vorträgen, Themenabenden und Workshops begleitet die Schau, die bis 30. September 2021 zu sehen ist.
Die Arche Nebra ist ein modernes Besucherzentrum am Fundort der Himmelsscheibe von Nebra. Es erklärt, welches Wissen auf der 3600 Jahre alten kreisförmigen Bronzeplatte verschlüsselt ist.

Sonderausstellung in der Arche Nebra
Schon lange beobachten die Menschen den Gang der Gestirne. Nicht zuletzt hing von der richtigen Beurteilung der Himmelsphänomene – und damit von Wetter und Jahreszeiten – ihr Überleben ab. Wie sich die Methoden der Himmelsbeobachtung in 4000 Jahren veränderten und wie sich Astronomie als Wissenschaft etablierte, erzählt die neue Sonderausstellung.

Welche Bedeutung hatte die Sonne für die Menschen der Bronzezeit? Wie sind babylonische Astronomen auf ihre Formeln zur Beschreibung der Planetenbewegungen gekommen? Auf welche Weise hat das antike Griechenland die moderne Astronomie geprägt? Das sind einige der Fragen, denen sich die neue Ausstellung widmet. Sie stellt bedeutende Astronomen wie Galileo Galilei, Johannes Kepler und Wilhelm Herschel vor und erklärt außergewöhnliche astronomische Ereignisse und ihre Beobachtung, wie zum Beispiel den Venustransit von 1761 und 1769.
Zu sehen sind archäologische Funde sowie historische Teleskope und weitere astronomische Instrumente – sowohl im Original als auch als Repliken.

Zu den Highlights gehören der Nachbau eines mittelalterlichen Astrolabiums, eines scheibenförmigen Instruments, das es erlaubt, die Position der Gestirne zu einem gegebenen Zeitpunkt zu bestimmen – beziehungsweise aus der Position der Gestirne das dazugehörige Datum und die Uhrzeit abzuleiten. Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist eine Nachbildung der Raumsonde Philae, die 2014 als erste auf einem Kometen landete.

Sonnenobservatorium Goseck (Foto: Saale-Unstrut-Tourismus) Sonnenobservatorium Goseck (Foto: Saale-Unstrut-Tourismus)


Führungen durch die Sonderausstellung finden Sonnabend und Sonntag um 11 Uhr statt. Ab Januar 2021 können Eltern und Kinder ab zehn Jahren jeden letzten Sonntag im Monat am Familiennachmittag mit astronomischem Forscherlabor teilnehmen.
Begleitprogramm: Vorträge, Ferienworkshops und Wintersonnenwende
Teil der Schau ist ein umfassendes Begleitprogramm: So beleuchtet am 17. Oktober Mechthild Meinike vom Planetarium Merseburg in ihrem Vortrag „Wem gehört der Himmel?“, welche Auswirkungen ein weltumspannendes Satelliten-Netz hat. In der Herbstferienwoche vom 19. bis 23. Oktober werden verschiedene Workshops für Kinder ab zehn Jahren angeboten. Fantastische Bilder von Planeten, Sternen und Galaxien gibt es zum Vortragsabend am 21. November zu sehen.

Zu den Höhepunkten zählt der Themenabend zur Wintersonnenwende am 19. Dezember. Er beginnt mit einer Führung auf dem Mittelberg, dem Fundort der Himmelsscheibe, anschließend wandern Besucher zur Arche Nebra. Dort referiert Ingo Hohler vom Planetarium Merseburg über die aktuellen Marsmissionen.

2021 sind weitere Vorträge, Themenabende und ein Ferienprogramm geplant, darunter auch der Sommersonnenwendeabend am 19. Juni. Informationen zu diesen und allen weiteren Programmpunkten liefert die Website der Arche Nebra www.himmelsscheibe- erleben.de. Für alle Veranstaltungen ist eine Anmeldung unter Telefon 034461 25520 oder info@himmelsscheibe-erleben.de erforderlich.

onnenobservatorium Goseck und Dolmengöttin von Langeneichstädt
Nur 35 Kilometer vom Fundort der Himmelsscheibe entfernt, befindet sich einer der frühesten archäologischen Belege für systematische Himmelsbeobachtungen, das Sonnenobservatorium Goseck. Die vor 7000 Jahren entstandene Kreisgrabelanlage ist rund 2000 Jahre älter als der Steinkreis von Stonehenge. 1991 bei einem Erkundungsflug entdeckt, wurde die Anlage ausgegraben und 2005 rekonstruiert. Zur Wintersonnenwende können Besucher beobachten, wie die Sonne im Südwesttor untergeht und am Morgen danach im Südosttor wieder aufgeht. Im Schloss Goseck beleuchtet das Informationszentrum die Hintergründe der Kreisgrabenanlage. Von April bis Dezember ist die Ausstellung täglich geöffnet, von Januar bis März nach Vereinbarung.

In Langeneichstädt wurde 1987 bei Feldarbeiten ein weiterer hochinteressanter Fund gemacht: Zufällig stieß man auf ein Steinkammergrab, das rund 5500 Jahre alt ist. Dabei kam neben Schmuck aus Tierknochen, Marmor und Bernstein auch eine Menhirstatue mit der Darstellung einer Dolmengöttin zum Vorschein. Auf dem Gelände neben dem mittelalterlichen Wartturm kann eine Kopie des Menhirs besichtigt werden. Das Original wird im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle aufbewahrt, das auch die originale Himmelsscheibe beherbergt.
Autor: red

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