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Thüringer HC

Den Kampf annehmen

Freitag, 25. November 2022, 08:17 Uhr
Jetzt kommt es ganz dick, innerhalb von acht Tagen ist der Thüringer HC gefordert wie noch nie. Am Sonntag, den kommt es in der Salza-Halle zum absoluten Spitzenspiel in der 1. Handball Bundesliga. Tabellen-Erster gegen Zweiter, mehr geht nicht, möchte man meinen...

Rückblick:
In einem kurzen Rückblick äußert sich Herbert Müller zur Europameisterschaft. Nach einer aus seiner Sicht schlechten Vorrunde, die das deutsche Team mit Unterstützung der spanischen Mannschaft erreichte, freute er sich über den Auftritt des DHB-Teams in der Hauptrunde: “Speziell gegen Holland war das ein überragendes Spiel.

Da ist angedeutet worden, was eigentlich in dieser deutschen Mannschaft steckt und was hätte passieren können, wenn man schon in der Vorrunde genauso gespielt hätte. Auch der Sieg gegen Polen war sehr glücklich. Wenn beim 24:23 Magda Balsam den Siebenmeter rein macht, dann ist das Ergebnis ein ganz anderes. Dann hätte auch die Hilfe von Spanien nichts mehr genutzt. Ich finde, wir haben uns im Laufe des Turniers schon gesteigert und in der Hauptrunde unsere Farben würdig vertreten.”

Ein besonders Lob findet der Trainer für Johanna Stockschläder, die als einzige THC-Spielerin ihren Auftritt in der Nationalmannschaft hatte und aus seiner Sicht “speziell im letzten Spiel eine überragende Leistung abgeliefert hatte und zweistellig getroffen. Ich war dann auch ein bisschen verwundert, dass sie nicht zur Spielerin des Spiels gewählt worden ist. Ich war mir eigentlich sicher.”

Zum Spiel:
Die SG BBM Bietigheim ist nicht nur verlustpunktfreier Tabellenzweiter, mit einem Spiel weniger als der THC, sie sind zur Zeit eine der besten Handballmannschaften in Europa: Tabellenführer in der Gruppe A der EHF Champions League, vor dem Titelverteidiger Vipers Kristiansand (NOR), CSM Bukarest (ROU), FTC HUNGARIA Budapest (HUN) und Odense Handbold (DEN).

“Es kommt eine unfassbar schwierige Woche auf uns zu. Eine englische Woche, wie man sie so nicht unbedingt braucht in diesem Maße, die wir aber gern annehmen.”, fasst Herbert Müller zusammen. Schon drei Tage nach dem Sonntagspiel muss der THC auf die lange Auswärtsfahrt zu den Tussies nach Metzingen, wo es im K. o.-Spiel um den Einzug ins Viertelfinale des DHB-Pokals geht. Als wäre das nicht schon genug, geht es nur weitere vier Tage später in Schweden beim dortigen Meister und aktuellen Tabellenführer in der schwedischen Liga, IK Sävehof, um eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 11. Dezember in der Wiedigsburghalle Nordhausen, im Kampf um den Einzug in die Gruppenphase der EHF European League. Ein Mammutprogramm, weite anstrengende Reisen und attraktive, bärenstarke Gegner. Das wird die Herausforderung, eine Bewährungsprobe überhaupt im bisherigen Saisonverlauf.

Darum nutzte Herbert Müller die lange EM-Pause für eine “zweite kleine Vorbereitungsphase”, um vor allem im athletischen Bereich Schwerpunkte zu setzen und im taktischen Bereich an den Stellschrauben zu justieren.

Bietigheim kommt mit einer international erfahrenen, eingespielten Mannschaft. In der ersten Sieben, allen voran die Dänin Trine Ostergaard, frisch gebackene Vize-Europameisterin. Im Tor eine der besten Torhüterinnen Europas, Melinda Szikora - Torhüterin der ungarischen Nationalmannschaft, am Kreis die Spanierin Kaba Gassama, im Rückraum rechts die 37-jährige Polin Karolina Kudlacz-Gloc, als Spielmacherin die Niederländerin Inger Smits und im Rückraum links im Wechsel Xenia Smits und die Niederländerin Kelly Dulfer und auf Linksaußen die Tschechin Veronika Mala. Dazu die ehemaligen und aktuellen deutschen Nationalspielerinnen Kim Naidzinavicius, Jenny Behrend, Julia Maidhof, die letztjährige THC-Spielerin Annika Meyer. Ob Antje Döll nach ihrer Verletzung vor der EM spielen kann, ist nicht bekannt, unsere ehemalige Danick Snelder ist langzeitverletzt. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Annika Meyer, die in der letzten Saison für den THC auflief.

Das süddeutsche Team ist momentan die Übermannschaft, die bis zum CL-Spiel gegen Odense mehr als 60 Siegen in Folge einfuhr. Mit vier Titeln hat die SG in der Saison 2021/22 alles gewonnen, was man sich als Verein nur wünschen kann: Deutsche Meisterschaft, DHB-Pokal, Supercup und EHF European League. Das Team von Trainer Markus Gaugisch, der auch Trainer der deutschen Nationalmannschaft ist, war damit die erfolgreichste deutsche Mannschaft der letzten Saison. In dieser Saison will die SG Bietigheim ihre Erfolgsserie national wie international in der Champions League fortsetzen.

Erstmals wurde die SG BBM Bietigheim 2017 Deutscher Meister. Diesen Erfolg wiederholte die Mannschaft 2019. Den DHB-Pokal erkämpfte die SG BBM Bietigheim 2021 und 2022. Dazu kam der Gewinn des Supercups in den Jahren 2017, 2019, 2021.

"Nachdem unser Saisonstart in allen drei Wettbewerben sehr erfolgreich war und die Pause uns gar nicht so recht gekommen ist, müssen wir jetzt alles daran setzen, um wieder schnell in die Spur zu kommen. Um das in dieser Woche umzusetzen, bedarf es einer riesigen Form, sehr viel Kampfeinsatz, sehr viel Emotionen und einer ausverkauften Halle. Die Signale deuten darauf hin, dass die Halle proppenvoll wird.”, sagt der sichtlich zufriedene THC-Trainer und freut sich auf die starke Unterstützung der “Roten Wand” in der Salza-Halle. “Wir freuen uns auf Bietigheim, wir wissen, das ist die Übermannschaft schon seit längerer Zeit.”, und Herbert Müller ist überzeugt, dass die Gäste in dieser Saison kaum zu stoppen sein werden.

Für den Thüringer HC wird es wichtiger denn je sein, die einfachen technischen Fehler gering zu halten, denn Bietigheim nutzt jede Chance, um diese mit ihrem enormen Tempospiel nach vorn zu bestrafen. Es gilt also, die eigenen Angriffe nicht zu überhastet zu spielen und konzentriert den Torabschluss zu suchen. Dass die SG BBM auch aus einer langen Pause kommt, ist vielleicht eine kleine Chance und die will die Thüringer Mannschaft natürlich nutzen, auch wenn Herbert Müller weiß, dass die Gäste den THC sehr ernst nehmen werden. “Wir werden alles daran setzten, um mit viel Emotionen, Kampfgeist und allem, was wir uns so auch als Mannschaft an den ersten fünf Spieltagen erarbeitet haben, dagegen halten, uns reinstemmen und alles reinwerfen, um Bietigheim so richtig zu ärgern."

In der Defensive muss der THC kompakt und aggressiv aufspielen. Gerade die Kompaktheit und das Zusammenspiel werden eine tragende Rolle spielen, denn die SG Bietigheim hat sowohl Qualität in den Eins-gegen-eins Situationen als auch gute Werferinnen aus dem Rückraum.

THC-Coach Herbert Müller freut sich dennoch auf das Spiel: „In einem Sportwettbewerb ist innerhalb von 60 Minuten doch vieles möglich. Mir ist klar, dass da auch vieles zusammenpassen muss. Vor so einem Spiel wird nie vorher aufgegeben. Man geht rein, sucht seine Gewinnchance, egal wie groß oder klein die ist. Das sind Spiele, in denen wir nichts zu verlieren haben und frei aufspielen können.“ Die Favoritenrolle sieht er klar bei den Schwäbinnen. Der Thüringer HC kann also den Kampf in der eigenen Halle unbeschwert annehmen.
Autor: red

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