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Mo, 08:41 Uhr
19.01.2015

Spuren des Klimawandels

Seit 1895 werden auf dem Brocken Klimadaten gesammelt. Das die Nutzung von Kohle und Öl die Erde erwärmen könnte, wurde schon damals vermutet. Aber erst in den letzten Jahrzehnten hat sich gezeigt, wie dramatisch sich das Klima auf Norddeutschlands höchstem Berg verändert. 2014 war, wieder einmal, ein Rekordjahr auf dem Brocken...

Das vergangene Jahr 2014 brach alle bisherigen Wärmerekorde: durchschnittlich 5,1 °C betrug die Lufttemperatur des Brockens. Dieser warme Winter 2014/2015 liegt im Klimatrend. Zwar gibt es immer noch Stimmen, die sagen „Hatten wir früher auch schon“. Aber das stimmt so nicht mehr – ein Blick auf die Temperaturkurve des Brockens lässt schnell klar werden: hier verändert sich etwas. Es wird immer wärmer.

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Vorgeschichte

1896 wurde die erste Walpurgisnachtfeier auf dem Brocken veranstaltet. Im gleichen Jahr schrieb der schwedische Physiker Arrhenius, dass Treibhausgase, speziell CO2, das Klima der Erde verändern können – das bei der massenhaften Verfeuerung von Kohle und Öl freigesetzte Kohlendioxid werde die Temperaturen weltweit um bis zu 6 °C ansteigen lassen. Arrhenius sah das damals positiv – man rechnete mit Weinanbau in Nordeuropa und vielem mehr. Die kritischen Folgen wurden erst im darauffolgenden Jahrhundert klarer.

Wir wissen also schon sehr lange, wo die Ursache des Klimawandels liegt. Die Brockhaus-Enzyklopädie vermerkte 1970 unter dem Stichwort „Kohlendioxid“: „Die Zunahme des Kohlendioxidgehaltes der Luft, etwa 13 % in den letzten 100 Jahren, führt wegen verstärkter Absorption der von der Erdoberfläche abgestrahlten Infrarotstrahlung zu einer allmählichen Erhöhung der Durchschnittstemperatur der Lufthülle (etwa 0,5 °C in den letzten 100 Jahren)". Wir nennen es heute den Treibhauseffekt.

Bau der Wetterwarte

Der Bau der ersten Wetterwarte auf dem Brocken erfolgte 1895 – seitdem haben wir verlässliche Klimadaten von diesem Berg und können den Klimawandel sehr genau verfolgen. Mehrere Institutionen messen im Harz, der Deutsche Wetterdienst (DWD), der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt (www.talsperren-lsa.de) oder die Harzwasserwerke (www.harzwasserwerke.de) – daher verfügen wir über eine gute Datengrundlage. Der DWD betreibt auf dem Brocken eine sogenannte "Klimareferenzstation", also eine mit Personal besetzte Station seines hauptamtlichen Messnetzes, die jahrzehntelange und ununterbrochene Klimabeobachtungen vorweisen kann. Insgesamt unterhält der DWD 12 solcher Klimareferenzstationen, die über einen langen Zeitraum (möglichst in den kommenden 100 Jahren) mit einheitlicher überwiegend konventioneller Messtechnik die Klimaveränderung erfassen sollen.

Stürme und Tropentage

Am 13. November 1972 brausten über das norddeutsche Flachland Windböen mit teilweise bis zu 170 km/h hinweg – dem „Niedersachsen-Orkan“ (Quimburga) fielen europaweit über 50 Menschen zum Opfer. Wie wir heute wissen, waren das deutliche Vorboten des Klimawandels – sie wurden damals nur noch nicht so interpretiert.

Jahresmittel der Temperaturen auf dem Brocken (Foto: Nationalpark harz) Jahresmittel der Temperaturen auf dem Brocken (Foto: Nationalpark harz)

Jahresmittel der Temperaturen auf dem Brocken

Bereits in den 1990er Jahren wurde im Rahmen der Borkenkäferdiskussionen im Harz angemerkt, dass in unserem Mittelgebirge die Zahl der Tropentage, also der Tage mit einem Maximum der Lufttemperatur von über 30 °C, zunimmt. Die aktuelle Borkenkäferentwicklung ist weltweit und auch im Harz hinsichtlich ihres Umfangs und ihrer Geschwindigkeit auch auf die globale Erwärmung zurückzuführen.

Warm wie nie…

2003 war es dann auf dem Brocken so warm wie noch nie. Die Wetterstation Brocken meldete am 12.8.2003 eine Maximaltemperatur von 28,2 °C – damit wurde die aus 1992 stammende Rekordtemperatur eingestellt. Bemerkenswert ist außerdem, dass dort an drei Tagen hintereinander die 25 °C-Marke überschritten wurde. Das hatte es auf dem Brocken noch nie zuvor gegeben. Der DWD nannte es das „Superjahr 2003“ – die Jahresmitteltemperatur aller deutschen Stationen war um 1,2° C wärmer als üblich und im Durchschnitt aller Stationen fielen 25 % Niederschlag weniger als im langjährigen Mittel.

2005 lagen auf dem Brocken die durchschnittlich gemessenen Temperaturen um 0,7 °C über dem statistisch zu erwartenden Wert. Am 20.7.2006 überschritt die Temperatur auf dem Brocken erneut die Marke von 28 °C. Insgesamt war der Juli 2006 der heißeste seit Menschengedenken registrierte Juli im Harz. Ebenfalls ungewöhnlich warm waren der Winter 2006/2007 und das Frühjahr 2007. Der April 2007 war der wärmste je auf dem Brocken gemessene April. 2011 war auf dem Brocken mit 4,8 Grad insgesamt 2 Grad zu warm und mit 1989 das wärmste Jahr seit 116 Jahren. Der 20. August 2012 war mit einer Spitzentemperatur von 29 °C der wärmste Tag seit Beginn der Aufzeichnungen. Das vergangene Jahr 2014 brach den Wärmerekord: durchschnittlich 5,1 °C betrug die Lufttemperatur des Brockens.

Auch die bisher in zahllosen Brockenbüchern und anderen Veröffentlichungen über unseren höchsten norddeutschen Berg zitierten Durchschnittstemperaturen sind überholt. Heute liegt der Jahresdurchschnittswert bereits bei über 4 °C – und er steigt weiter.

Wer sich über die Harzer Messwerte informieren möchte, dem steht u.a. die Webseite www.wetteronline.de mit den Wetterstationen Braunlage und Brocken zur Verfügung. Benachbarte Stationen der engeren und weiteren Nationalparkregion sind z.B. Wernigerode, Quedlinburg und Osterode. Mit der Funktion „Rückblick“ kann man Messwerte der vergangenen Jahre abrufen.
Autor: red

Kommentare
Demokrit
19.01.2015, 09.46 Uhr
Und ewig grüßt das Murmeltier
Meteorologe findet Diskussion um Klimaschutz lächerlich

"Hager: Glasthermometer wurden um das Jahr 1995 durch elektronische Thermometer ersetzt. Und die reagieren deutlich sensibler auf Temperaturunterschiede, zeigen sie schneller an. Acht Jahre lang habe ich auf dem Lechfeld Parallelmessungen durchgeführt. Das Ergebnis war, dass die elektronischen Thermometer im Vergleich zu ihren Vorgängern im Schnitt eine um 0,9 Grad höhere Temperatur angezeigt haben. Man vergleicht also – obwohl man hier wie dort die Temperatur misst – Äpfel mit Birnen. Gesagt wird einem das nie....
Meteorologe findet Diskussion um Klimaschutz lächerlich - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Meteorologe-findet-Diskussion-um-Klimaschutz-laecherlich-id32569342.html
Wann wurden auf den Brocken die Thermometer ausgetauscht?
Demokrit
19.01.2015, 10.41 Uhr
Nachtrag
"Die neue Klimakurve zeigt neben diesen Kalt- und Warmphasen aber noch ein Phänomen, mit dem in dieser Form nicht zu rechnen war. Erstmalig konnten die Forscher anhand der Baumjahrringe einen viel längerfristigen Abkühlungstrend, der sich kontinuierlich über die letzten 2.000 Jahre abspielte, präzise berechnen. Auf Grundlage der neuen Befunde macht dieser Trend, der durch langsame Veränderungen des Sonnenstands aber auch der Distanz der Erde zur Sonne verursacht wurde, ein Abkühlung von -0.3°C pro Jahrtausend aus."
http://www.uni-mainz.de/presse/52594.php


"Erfolgt die Erderwärmung schneller als vorhergesagt? Oder wird es nicht wärmer, sondern immer kälter? Ohne einen Blick zurück lassen sich auch die Klimafragen der Zukunft nicht beantworten. Zeugen des Klimageschehens der Jahrtausende sind Stalagmiten. Von ihnen lässt sich beispielsweise erfahren, wie das Klima war, als Hannibal die Alpen überquerte. Und sie weisen darauf hin, ob wir künftig die Badehose oder doch besser die Schneestiefel einpacken sollten."
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca07-3/klima.html
Paulinchen
19.01.2015, 14.24 Uhr
Einspruch Euer Ehren @Demokrit
Die Klimaerwärmung wird ganz sicher stetig voranschreiten. Aber warum? Der Co ² -Ausstoß von uns Menschen spielt dabei eine etwas untergeordnete Rolle. Aber Sie haben unser Sonnensystem erwähnt und genau dort liegt die Ursache.

Unsere Sonne ist keinesfalls ein unendlich leuchtender Stern. Die Sonne, „unsere Sonne“, hat, so die Wissenschaftler, etwa die Hälfte ihres „Lebens“ erreicht. Das bedeutet, sie wird immer größer und ihre Strahlkraft nimmt zu. Somit werden die erdinneren Planeten und sagen wir mal, da wir dann auf Platz drei liegen irgendwann in der Flammenhölle verglühen.

Das trifft selbstverständlich am Ende für alle Planeten unseres Sonnensystems auch zu, nur da sie weiter entfernt um die Sonne kreisen, erhitzen sich deren „Köpfe“ etwas später. Denn – auch wieder die Berechnungen von Wissenschaftlern und Astrologen, unser „Freund“ Pluto ist bislang erst einmal um die Sonne in seinem „Leben“ herum gekommen. Wir hier auf unserer Erde sind da wesentlich schneller unterwegs. Unsere gute, alte Mutter Erde rennt noch immer mit ca. 110.000 km/h um den Mittelpunkt unseres Sonnensystems, den Stern - die Sonne.

Also liebe Leser, ich will hier um Gotte Willen nicht die Klugscheißerin sein, nur gerade beschäftige ich mich mit meinem Enkel im Fach Astronomie damit. Dabei kommen bei mir da auch solche Gedanken hoch – wie doof sind wir Menschen eigentlich. Wir bekämpfen uns gegenseitig bis zum Tod, werden uns einfach nie über ein geordnetes (!) Miteinander einig, begehen Raubbau an unserer Natur und vergessen dabei, ES IST ALLES NUR GELIEHEN!
Und am Ende gehen wir doch gemeinsam (!) in den Ofen, ungeachtet der Religion!
Demokrit
19.01.2015, 17.40 Uhr
@ Paulinchen Geheimnis der Wolken
"Aber Sie haben unser Sonnensystem erwähnt und genau dort liegt die Ursache."
Genau!
Wenn sie Lust haben, können sie sich dies gern mal anschauen.
https://www.youtube.com/watch?v=BTtDgPrMwo8
Das Geheimnis der Wolken.
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