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Mi, 09:37 Uhr
15.03.2017
BARMER: Bekommt jeder die Pflege, die er braucht?

Pflegestützpunkte sind gescheitert

In Thüringen bekommen Pflegebedürftige möglicherweise nicht immer die Versorgung, die sie sich wünschen oder benötigen. Entscheidend ist vielmehr, welche Pflegeangebote vor Ort vorherrschen, wie ein Ländervergleich im neuen Pflegereport der BARMER feststellt...

Grafik (Foto: Barmer) Grafik (Foto: Barmer)

Während in Thüringen die Pflege durch Angehörige überwiegt, spielen in den meisten anderen Ländern stationäre und ambulante Angebote eine deutlich größere Rolle. „Die über 94.000 pflegebedürftigen Menschen in Thüringen bekommen anscheinend nicht immer die Pflege, die sie brauchen, sondern die, die vor Ort verfügbar ist“, stellt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Thüringen, kritisch fest.

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So wird in Thüringen etwa jeder zweite Pflegebedürftige (49 Prozent) durch Familienangehörige betreut, in Sachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg sind es weniger als 40 Prozent (Grafik im Anhang). Ein deutliches Gefälle besteht auch bei den Kapazitäten der vollstationären Pflege: In Thüringen kommen auf 100 Pflegebedürftige nur rund 30 Heimplätze. In Schleswig-Holstein sind es dagegen 49 Heimplätze und in Bayern 40 (Grafik im Anhang). Im Länderranking liegt Thüringen damit an 13. Stelle hinter elf anderen Bundesländern.

Insgesamt existieren derzeit (Stand Feb. 2017) in Thüringen 532 stationäre Pflegeeinrichtungen mit insgesamt über 29.000 verfügbaren Plätzen. Vergleichsweise gut ist Thüringen hingegen mit 8,3 ambulanten Pflegekräften je 100 Pflegebedürftigen ausgestattet – der Bundesdurchschnitt liegt bei 7,9 Pflegekräften. Im Saarland sind es dagegen nur 5,5 und in Sachsen hingegen 11,2 ambulante Pflegekräfte.

Damit Betroffene die Pflege erhalten, die für sie individuell am sinnvollsten sei, fordert Dziuk bessere Informationsangebote sowie flächendeckend greifende Unterstützungsleistungen insbesondere durch die Pflegekassen. „Wir sollten die Strukturen der Pflegeangebote in den Regionen transparenter machen und bedarfsgerecht ausbauen, damit Versicherte wirklich die für sie beste Pflege wählen können“, so Dziuk.

Die so genannten Pflegestützpunkte, von denen es derzeit drei in Thüringen gibt (Jena, Nordhausen und Sondershausen), könnten diese Art der Hilfe nicht bieten. Dziuk: „Das Konzept der Pflegestützpunkte ist aus Sicht der BARMER gescheitert. Sie gehen am Bedarf vieler Betroffener in Thüringen vorbei.“ Nötig seien stattdessen noch mehr niedrigschwellige mobile und häusliche Angebote und Unterstützungsleistungen für alle Versicherten in der Fläche.

„Damit Pflege in der Familie dauerhaft funktionieren kann, müssen wir die Angehörigen noch mehr stärken“, betont Dziuk. Dafür seien Angebote, beispielsweise in Form von speziellen Kompaktseminaren sinnvoll. Die BARMER bietet Kurse, aber auch Online-Seminare (mehr Informationen für Angehörige unter www.barmer.de/pflege/pflegende-angehoerige ).

Hintergrund: Pflege in Thüringen
Ende 2015 waren laut Statistischem Bundesamt 94.280 Einwohner Thüringens pflegebedürftig. Gemessen an der Thüringer Gesamtbevölkerung war damit jeder 25. Bürger auf Pflege angewiesen. Knapp zwei Drittel dieser Pflegebedürftigen waren Frauen.

Betrachtet man die Zahlen der einzelnen kreisfreien Städte und Landkreise je 1.000 Einwohner, so weist der Kyffhäuserkreis die meisten Pflegebedürftigen auf. Hier waren Ende 2015 je 1.000 Einwohner 57,6 Menschen auf Pflege angewiesen. Weitere Landkreise mit ähnlich hohen Zahlen diesbezüglich sind der Unstrut-Hainich-Kreis (51,6) und der Landkreis Nordhausen (50,0). Bei den kreisfreien Städten ist Suhl Spitzenreiter mit 51,3 Pflegebedürftigen je 1.000 Einwohner. Den niedrigsten Wert hat die Stadt Jena (28,5). Die Zahl der Pflegebedürftigen wird den Prognosen nach bis 2050 steigen, danach jedoch wieder fallen und auch weiterhin rückläufig sein.
Autor: red

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