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Mi, 14:55 Uhr
08.08.2018
tlv zum Schuljahresauftakt:

Neues Schuljahr, alte Probleme

Die Situation an Thüringens Schulen wird sich auch im kommenden Schuljahr nicht verbessern, sondern eher noch verschlechtern. Zu diesem Schluss kam der tlv thüringer lehrerverband heute Mittag in seiner Pressekonferenz zum Schuljahresauftakt...


„Wir erkennen die Bemühungen der Landesregierung an“, erklärte der stellvertretende tlv-Landesvorsitzende, Frank Fritze. „Es ist wichtig, dass die Verbeamtung auf Lebenszeit kommt und die Schulämter auch unterjährig Einstellungen vornehmen können. Aber vieles ist trotzdem nach wie vor im Argen.“

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Dies zeige sich auch an einer aktuellen, nicht-repräsentativen Umfrage, die der tlv in den ersten Augusttagen durchgeführt hat. „Insgesamt haben weit über 100 Schulleitungen teilgenommen“, so Fritze. „Die Ergebnisse spiegeln deshalb durchaus ein Stück Realität wider.“ Der Umfrage zufolge können zum Beginn des Schuljahres nur 23 Prozent der Schulen ihre Stundentafeln komplett abdecken. Weitere 15 Prozent haben Defizite im einstelligen Bereich.

„Daraus folgt, dass mehr als 60 Prozent der Befragten 10 oder mehr Stunden aus ihrer Stundentafel nicht abdecken können.“ Am häufigsten sind demnach die Fächer Sport (21 Nennungen), Musik (17), Englisch (16), Mathematik (15), Physik (13), Chemie (12), Religion (11) sowie Kunst (10) betroffen.

Diese Situation, so Fritze weiter, erkläre sich jedoch anhand der Personalerhebungen in der Umfrage. „Die Schulleitungen, die die Frage beantwortet haben, haben uns 189 Abgänge zum Schuljahresende 2017/18 gemeldet. Die meisten davon, nämlich über 52 Prozent, erfolgten wegen des Erreichens des Ruhestandes. Versetzungen an andere Schulen schlugen mit 15 Prozent, ausgelaufene befristete Stellen mit 10 Prozent zu Buche.“ Zu den ausgeschiedenen Lehrern kämen zudem 93 gemeldete Langzeiterkrankte hinzu, erklärt Fritze. „Auf der anderen Seite stehen dem aber nur 106 unbefristet und 37 befristet eingestellte neue Kollegen gegenüber. Bei 69 Prozent, also mehr als zwei Dritteln aller Schulen, bleiben deswegen zum neuen Schuljahr Stellen unbesetzt.“

Allerdings betrifft der Personalmangel nicht nur die Lehrerstellen, wie Fritze betont: „Auch bei den Schulleiterstellen herrschen große Defizite. Eine kleine Anfrage der Opposition im Landtag ergab, dass zum 1. Mai dieses Jahres 44 Schulleiterstellen und 45 Stellen des ständigen Vertreters des Schulleiters nicht besetzt waren. Und wir gehen nicht davon aus, dass mit dem neuen Schuljahr alle diese Defizite ausgeglichen werden konnten.“

Mängel auch an anderen Stellen des Systems

Angesichts dieser Realitäten, so Fritze, seien auch die aktuellen Maßnahmen des Ministeriums nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wenn jetzt zum Beispiel die Horterzieherinnen stundenweise unterrichten sollen, dann scheint das nur eine Erleichterung. Denn die meisten von denen, die sich dazu bereiterklärt haben, tun das inoffiziell sowieso schon seit Jahren. Und auch die Verbeamtung kann nicht über das katastrophale Bewerbermanagement in Thüringen hinwegtäuschen.“

Vom Schulgesetz und vom Thüringenplan sei aus Sicht des tlv derzeit nicht viel zu erwarten. „Es mangelt an konkreten Maßnahmen zur Entlastung. An einigen Stellen wird sogar ein Mehraufwand auf uns zukommen, wenn alles so umgesetzt wird, wie derzeit geplant ist.“ Dabei bedeuteten schon die aktuellen Erkenntnisse aus den Schuleignungsuntersuchungen viele zusätzliche Belastungen in naher Zukunft. „Fast ein Drittel der Thüringer Erstklässler haben visuomotorische Schwierigkeiten, ein Viertel Sprachdefizite. Jedes fünfte Kind ist entweder über- oder untergewichtig. Und auch die Zahl der verhaltensauffälligen Kinder liegt mit knapp 16 Prozent nach wie vor sehr hoch.“

Der tlv forderte zum Abschluss seiner Pressekonferenz deshalb ein konsequentes Vorangehen der Landesregierung bei allem, was den Schulalltag entlasten kann. „Wir brauchen nach wie vor mehr Personal, bessere Rahmenbedingungen und eine Politik, die uns den Rücken stärkt, anstatt uns immer noch mehr aufzubürden.“
Autor: nnz

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