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Do, 07:09 Uhr
24.01.2019
EINE DEMÜTIGUNG EICHSFELDER LANDSCHAFT

In Holland verdrängt, bei uns willkommen

Die DDR wird als Unrechtsstaat benannt. Ebenso zu Unrecht vergibt die Bodenverteilungsgesellschaft Deutschlands 1998 aus Profitgier die ehemals volkseigene Milchviehanlage Steinheuterode an den finanzkräftigen holländischen Agrarunternehmer Willem Geene. Er wurde von der niederländischen Landesregierung wegen der enormen Umweltbelastung durch Gülle seines Betriebes aus seiner Heimat verdrängt...

Steinheuterode. Seinen Erstantrag zur Genehmigung von 3.200 (!) Tieren, eine Demütigung Eichsfelder Landschaft, hat er auf Grund des Widerstandes der Bürgerinitiative zurück gezogen. Trotzdem wurde jetzt vom Landkreis Eichsfeld eine vorläufige Genehmigung für die Vergrößerung der Anlage erteilt. In Hessen werden nur 600- er Stallanlagen zugelassen!

Für die Umweltbedingungen des Eichsfeldes wäre eine „Alternative Entscheidung“ über die Vergabe der Nutzflächen an die benachbarten Agrarbetriebe sowie an einen Wiedereinrichter verbunden mit einem Um- und Rückbau der bestehenden Stallanlage rechtens gewesen. Von vielen Bürgern und einer Bürgerinitiative in Steinheuterode wurde mit verständlichen und überzeugenden Argumenten die derzeitige Bewilligung von 2.667 Tieren als größte Milchviehanlage Deutschlands scharf kritisiert. Welchen Einfluss hätte das Landwirtschaftsamt Leinefelde dazu ausüben müssen?

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Die Gut Agrar-Natura GmbH wird zum Prestigeobjekt, die sich trotz der Gegeninitiative mit scheinbarer Gleichgültigkeit der Gesellschaft durchzusetzen droht. Es gibt keine Solidarität der Eichsfelder Agrarbetriebe gegen die Größe dieser Massentierhaltung, die eindeutig Einfluss auf ihre eigenen Viehbestände durch die Milchpreisentwicklung mit dem Ziel des Wachsens oder Weichens hat.

Den Eichsfelder Landsenioren dürfte auch bei Verpachtung ihres Eigentums solch eine Entwicklung nicht gleichgültig sein! Heimat ist nicht nur Dorferneuerung und das Begehen von Jubiläen, sondern auch die Bewahrung der Schöpfung des Offenlandes. Wo bleiben die Stellungnahmen und Handlungsfähigkeiten der Parteien, der Vereine und der Kirchengemeinde zu dieser eindeutigen Fehlentscheidung, die eine Entwertung der Umwelt und Lebensqualität darstellt?

Eine gerechtfertigte, „revolutionäre Wegfindung“ war die Rückentwicklung des Reckebieler Gewerbegebietes vor dem Naherhohlungszentrum Neunbrunnen am Rande der Kreisstadt Heilbad Heiligenstadt, der zur DDR-Zeit von allen Parteien zugestimmt und nach der Wende im Zeichen der Demokratie als wertvoller Lebensraum erhalten blieb.
Der erhoffte Einfluss des Landrates, der sich mit Macht erfolgreich gegen die Große Gebietsreform mit der Drohung zum Anschluss nach Duderstadt wehrte, lässt hier sein Naturverständnis vermissen. Die Demonstrationen gegen das Grüne Band unterstreichen diese Wahrnehmung. Eine Petition der Bürgerinitiative mit 100 Unterschriften bleibt vom Landratsamt unbeachtet.

Der Neubau von zwei Ställen „zum Tierwohl“ ist mit 380.000 Euro Fördermitteln des Landes (Willkommen Herr Willem Geene) positiv zu betrachten, die Zustimmung zur Altstallauslastung jedoch ein erschreckender politischer Kompromiss. Die Bewertung der Unteren Naturschutzbehörde zu diesem Projekt ist untertänig und somit erfolglos. Die Ergebnisse des Gutachters von Herrn Geene lassen Sachkundigkeit durch den Verdienstgewinn vermissen. 2.667 Tiere müssen für verantwortungsbewusste Bürger, die auch wirtschaftliche Vergehen bezeugen können, nur eine Nein-Entscheidung sein! So beurteilt die Genehmigungsbehörde diese Gutachten im Diensteinfluss als handwerkliche Tätigkeit.

Das Gerichtsverfahren der Initiative sowie des Naturschutzbundes Thüringen, das hohe Kosten aus Spendengeldern erfordert, könnte erst nach mehr als einem Jahr zum Urteil kommen. Mit der vorläufigen Baugenehmigung werden auch Auflagen zu Ausgleichsmaßnahmen nicht termingemäß umgesetzt.
Was Herr Geene als Risiko oder Gewinn betrachtet, ist die Auflösung des Milchembargos gegen Russland, wo laut einer Fernsehdokumentation ein deutscher „Agrarnomade“ zehn Milchviehanlagen gewinnträchtig erstellte.

Bei Fürstenhagen wird eine große Feldgrasfläche zur Güllezehrung nach jeder drei- bis viermaligen Mahd als belastetes Silofutter jahrelang benutzt. Von der an Kräutern reichen Milchqualität einer Almhutung können die Verbraucher nur träumen. Eine Bodenprobe zur Tiergesundheit wurde vom Landkreis nicht anerkannt, obwohl 40-70 % des Grundwassers eine Nitratbelastung aufweisen.

Der ZDF-Reporter Klaus Kleber appelliert in seinem Buch „Spielball der Erde“ an die Verletzbarkeit der Umwelt. Bei der beeindruckenden Präsentation des neuen Eichsfeldbuches „Das Eichsfeld – Eine landeskundliche Bestandsaufnahme“ im Eichsfelder Kulturhaus würdigte der Mitherausgeber Gerold Wucherpfennig die Bewertung des Eichsfeldes durch das Leibnitz-Institut für Landeskunde als „eine ganz besondere Gegend“, die auch unseren Schutz der Natur benötigt.
Wilhelm Roth, Heilbad Heiligenstadt
Autor: red

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