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So, 11:00 Uhr
21.06.2020
Mehr tote Fahrradfahrer befürchtet

Experten warnen vor Gefahren durch Verkehrswende

Seit 2010 verunglückten in Deutschland jährlich zwischen 350 und 400 Fahrradfahrer tödlich. Bereits im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf 444. Durch neue Pop-up-Fahrradspuren in den Städten und mehr Menschen auf Fahrrädern könnten es jetzt noch mehr werden, warnt die AUTO-BILD...

Unfallforscher sehen jedenfalls die aktuelle Verkehrspolitik von Politikern und Städteplanern kritisch. Letztere wollen möglichst viel Radverkehr in die Stadt bringen – eigentlich, um die Unfallzahlen zu reduzieren. Ihre Hypothese heißt „Safety in numbers“ (Sicherheit in Zahlen) und besagt: Autofahrer sind ständig von Radfahrern umgeben und fahren deshalb vorsichtiger.

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Genau das Gegenteil könnte der Fall sein. „Die These der, Sicherheit in Zahlen‘ lässt sich für deutsche Radstädte nicht belegen“, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. „Auch in den Niederlanden oder in den klassischen deutschen Fahrradstädten haben wir hohe Unfallzahlen mit verletzten und getöteten Radfahrern.“

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie des Verkehrsplaners Prof. Christian Holz-Rau von der TU Dortmund. Er schaute sich die statistischen Unfalldaten von sechs Großstädten über mehrere Jahre an. Zur Ermittlung des Unfallrisikos wertete sein Team nicht nur Unfälle aus, sondern analysierte das Verkehrsverhalten von Radfahrern, Fußgängern und Pendlern.

In den Fahrrad-Hochburgen Münster, Bremen und Hannover müsste die Unfallrate gemäß der „Safety in numbers“-Theorie eigentlich geringer sein als in Städten mit weniger Radverkehr wie Düsseldorf, Dresden oder Frankfurt am Main. Laut der Studie ist ein solcher „Safety in numbers“-Effekt durch zunehmenden Radverkehr nicht zu belegen. Verkehrsplaner Holz-Rau befürchtet: „Voraussichtlich wird ein Mehr an Radverkehr in unseren Städten zu einem Mehr an schweren und tödlichen Radverkehrsunfällen führen.“

Sein Kollege Siegfried Brockmann sagt: „Ich halte Pop-up-Bikelanes allenfalls kurzfristig für eine Möglichkeit, mittelfristig muss ein geordneter Planungsprozess her, in dem auch das Unfallgeschehen untersucht wird.“

Dass etwas geschehen muss, zeigen die Zahlen: In Frankfurt etwa hat sich der Fahrradanteil im Verkehr seit 2013 um 58 Prozent erhöht, die gefahrenen Fahrradkilometer haben sich verdoppelt. Laut Professor Holz-Rau führe doppelt so viel Fahrradverkehr im Citybereich allerdings nur zu etwa zehn Prozent weniger Kraftfahrzeugaufkommen. Dies reduziere die Autounfälle um etwa neun Prozent. „Gleichzeitig verdoppeln sich die Unfälle im Radverkehr“, so der Wissenschaftler. „Und der Radverkehr wird nicht mehr auf das Niveau zurückfallen, das er vor der Corona-Pandemie hatte.“
Autor: red

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