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Fr, 11:25 Uhr
25.09.2020
IHK kritisiert MwSt-Senkung als "wenig wirksam"

Laues Lüftchen statt frischer Brise

Knapp drei Monate nach der Senkung der Mehrwertsteuer ziehen die Unternehmen in Nord-, Mittel- und Westthüringen eine eher nüchterne Bilanz. Bei der Mehrzahl der Firmen wurden die positiven Effekte der Steuersenkung durch Mehrkosten aufgezehrt, eine betriebswirtschaftliche Verbesserung ihrer Situation ist bei den Wenigsten eingetreten...

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Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt unter rund 100 Betrieben im Kammerbezirk.

„Die Mehrwertsteuersenkung entpuppt sich nur als laues Lüftchen und nicht als frische Brise für die Wirtschaft“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch die Einschätzungen der Unternehmer zusammen. Für drei von vier Firmenchefs sei die Steuersenkung als Maßnahme zur Stützung der Betriebe nicht zielgerichtet und vergleichsweise teuer. So würde bei 59 Prozent der Befragten der finanzielle und personelle Aufwand für die Umstellung und Anpassung von Geschäftsprozessen in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen, insbesondere nicht für einen so kurzen Zeitraum von sechs Monaten. Lediglich 17 Prozent spürten auch positive Effekte.

„Gerade für kleinere Unternehmen ist die Mehrwertsteuersenkung ein Fehlgriff. Ob ein Kunde mehr oder weniger kauft, hängt nicht zwangsläufig von einer Steuersenkung in Höhe von drei Prozent ab, sondern von Faktoren wie der Einkommenssituation, Kurzarbeit oder drohender Arbeitslosigkeit“, gibt die IHK-Hauptgeschäftsführerin zu bedenken. Dementsprechend hätten auch nur vier Prozent der Befragten seit Anfang Juli eine gestiegene Ausgabefreude bei den Kunden festgestellt. 83 Prozent beobachteten ein unverändert zurückhaltendes Kaufverhalten.

„Statt einer Mehrwertsteuersenkung hätten sich die Unternehmer von der Bundesregierung andere Maßnahmen gewünscht“, berichtet die IHK-Chefin. So wären eine umfassende Unternehmenssteuerreform oder die Reduzierung von Bürokratiebelastungen für eine Unterstützung der Betriebe nachhaltiger. Zudem stelle auch die Abschaffung des Soli-Beitrages eine wesentlich effektivere Methode dar, um den Bürgern mehr Geld zukommen zu lassen.
Unschlüssig zeigten sich die Firmen hinsichtlich einer Verlängerung der Steuersenkung über das Jahresende 2020 hinaus. 43 Prozent der Befragten würden diese befürworten, weil die Umstellung auf die gesenkten Sätze für lediglich sechs Monate Zeit und Geld gekostet hat. 32 Prozent lehnten sie ab. Jeder Vierte wollte dazu keine Aussage treffen.

Auch die Erfurter Unternehmerin Gabriele Gaß, Inhaberin des Teefachgeschäftes „Tee In“, sieht keine positiven Effekte in der Senkung der Mehrwertsteuer und beklagt den zusätzlichen Aufwand:

„Offen gesagt hatte ich schon bei Ankündigung der Mehrwertsteuersenkung keine großen Erwartungen. Aus meiner Sicht ist es Augenwischerei und unterstützt nur Händler, die hochpreisige Produkte anbieten. Ich führe ein Teefachgeschäft und bewege mich in einem Preissektor, der den Kunden keine nennenswerten Ersparnisse durch die Senkung der Mehrwertsteuer verschafft. Etwa 60 bis 70 Prozent meiner Kunden sind Stammkundschaft und erwarten von mir in erster Linie hohe Qualität, eine kompetente Beratung und oft auch einen kleinen Schwatz. Niemand hat mich in all den Wochen auf die Prozente angesprochen. Im Gegenteil. Ab und an haben Kunden beim Bezahlen aufgerundet, wissend, dass man gerade eine schwere Zeit durchmacht. Am Kaufverhalten meiner Kunden hat sich nichts geändert.

Die Vorbereitung der Umstellung war ein Kraftakt und ich war froh, dass ich zum Beispiel die Anpassung der Waage mit telefonischer Hilfe alleine bewältigen konnte. Der Besuch einer Servicekraft vor Ort wäre sehr kostenintensiv gewesen. Grundsätzlich könnte es mir egal sein, ob die Zeitdauer der Mehrwertsteuersenkung verlängert wird, denn die Maßnahme ist weitgehend wirkungslos. Die Sache zu beenden erscheint mir sinnvoll, denn die Finanzierung verschlingt Unsummen, die anderswo erfolgreicher eingesetzt werden können. Anstelle der Mehrwertsteuersenkung hätte ich mir gewünscht, dass Minijobber, wie Studenten und Rentner, auch finanzielle Unterstützung erhalten. Viele von ihnen sind auf die zusätzlichen Einnahmen dringend angewiesen und standen vor gewaltigen Problemen. Auch ich musste schweren Herzens Mitarbeiter entlassen und weiß, wovon ich spreche."
Autor: red

Kommentare
El loco
25.09.2020, 12.28 Uhr
Ein Comic mit Trauerflor kommt leider raus,
wenn man einem Olaf Scholz der Spielzeug-Pistolen-Deppen (SPD) eine Bazooka gibt, um mit Wumms aus der Krise zu kommen.
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