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Fr, 14:44 Uhr
30.09.2022
Christoph 37 feiert Jubiläum

30 Jahre Rettung aus der Luft

Ob auf dem flachen Felde, an den Hängen des Brockens oder über dem Kyffhäuser - wenn im Thüringer Norden schnelle Hilfe nötig ist, dann steigt „Christoph 37“ in die Luft. Und das schon seit 30 Jahren. Das Jubiläum wurde heute mit einem kleinen Festakt gewürdigt, morgen lädt man zum „Tag der offenen Tür“…

Christoph 37 und seine heutige Crew - Notarzt Patrick Heinrici, Notfallsanitäterin Sandra Reich und Pilot Dominique Kranich (Foto: agl) Christoph 37 und seine heutige Crew - Notarzt Patrick Heinrici, Notfallsanitäterin Sandra Reich und Pilot Dominique Kranich (Foto: agl)


Wer in Nordhausen das vetraute Geräusch der Rotorblätter hört, der blickt auch nach 30 Jahren oft noch nach oben. Vielleicht lässt sich ein kurzer Blick erhaschen auf "unseren" Christoph 37. Wo fliegt er hin, wo kommt er her? Wer mag drinnen liegen? Was mag geschehen sein?

Das Jubiläum der modernen Rettungsfliegerei in Nordhausen wurde heute mit einem kleinen Festakt im Hangar am Südharz-Klinikum begangen. Während man sich drinnen der Bedeutung der Luftrettung für die Region versicherte und ihre Besonderheiten hervorhob, standen draußen gleich zwei „EC-135“, die modernen Rettungshubschrauber. Morgen, wenn man zum „Tag der offenen Tür“ lädt, wird mit dem Polizeihubschrauber noch ein dritter Helikopter hinzukommen.

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Man hat selten die Gelegenheit, einmal ins Innere der modernen Fluggeräte zu blicken und wer die Chance doch hat, der wird sich vielleicht nicht so sehr für Technik, Ausstattung, Interieur und Aussicht interessieren, sondern sich mehr um die eigene Gesundheit sorgen. Wobei Patiententransporte nicht die primäre Aufgabe von „Christoph 37“ sind. Als „zweiter Notarzt“ geht es für die Besatzungen des Hubschraubers vor allem darum, schnell Hilfe zum Einsatzort zu bringen, erklärt Pilot Martin Wagner. Seit 2006 ist er für die „DRF Luftrettung“ mit Christoph 37 unterwegs. Die DRF stellt dabei das Gefährt und die Piloten, das Deutsche Rote Kreuz und das Krankenhaus Sanitäter und Notärzte. Eine nicht selbstverständliche Dreiteilung, aber eine die gut funktioniert.

Von Sonnenaufgang bis -untergang kann die Crew fliegen, im Schnitt fünf mal am Tag und bis zu 1.400 mal im Jahr. Die ersten einhundert Einsätze hatte man nach kaum einem Monat schon geflogen, erinnerte sich heute Dr. Hans Jörg Arndt, der bis 1996 Leiter des Rettungsdienstes vor Ort war.

Damals war man noch mit einer einmotorigen „Bell“ unterwegs und nicht das Rote Kreuz sondern die Johanniter stellten die Besatzung. Die grell orange leuchtende „Bell“ war ein Arbeitstier, zuverlässig, geräumig aber auch groß und sperrig. „Für die Patienten war das natürlich ganz schön, die hatten viel Platz in der Bell“, sagt Pilot Wagner nur passende Landeplätze zu finden, das gestaltete sich schwierig.

Die Zeiten des alten Hubschraubers waren denn auch bald gezählt, mit der „Bo“ stand ein neues Modell zur Verfügung, das kompakter und leistungsstärker daherkam, dafür aber weit weniger komfortabel war. Der aktuelle „Christoph 37“ ist ein Eurocopter, Baujahr 2008 und verbindet das beste aus beiden Welten - stark und schnell genug um in einer knappen Viertelstunde von Nordhausen nach Mühlhausen zu fliegen, ausreichend Platz für Patient und Arzt und doch kompakt genug, um im Notfall selbst im Stadtgebiet landen zu können. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Hubschrauber, die Technik hat in den letzten Jahren wirklich enorme Sprünge gemacht“, so Rettungsflieger Wagner.

Fliegt seit 2003 mit Christoph 37 - Pilot Martin Wagner (Foto: agl) Fliegt seit 2003 mit Christoph 37 - Pilot Martin Wagner (Foto: agl)


Mit Stolz blicken auch Krankenhaus und Landkreis auf ihre Luftretter. Die Einsatzzahlen zeigten, das dass Land damals den richtigen Standort gewählt habe, meinte Landrat Jendricke. Die Präsenz der Flieger und des großen Krankenhauses habe schließlich auch dazu geführt, dass die zentrale Leitstelle für den Thüringer Norden in Nordhausen zu finden ist. Das rauschen der Rotorblätter des Hubschraubers über der Region bedeute für die Leute vor Ort auch ein Stück Sicherheit in der Gewissheit, dass im Notfall schnell Hilfe kommt, ergänzte Krankenhaus-Chef Guido Hage.

Wobei der Hubschrauber den Notarzt nicht immer bis vor die Haustür bringen kann. Dr. Mario Steineck hat seit 2003 fast 3.000 Einsätze als Notarzt mitgemacht und plauderte am Vormittag aus dem Nähkästchen. Mal ging es über Zäune und Mauern, mal mussten Fahrräder requiriert werden, mal der Linienbus oder die Polizei aushelfen. Bis zum Brocken hat ihn „Christoph 37“ schon gebracht, kam hier aber an seine Grenzen. Eine herabgestürzte Person am Hang war weder für Hubschrauber noch für den Rettungswagen zu erreichen, erzählt Steineck. Was half, war der Schlitten eines Kindes, den man kurzerhand in Beschlag nahm.

In 30 Jahren gibt es viele solcher Geschichten und gerade in den Anfangsjahren waren die Entscheidungsfreiheiten der Crew noch größer als heute. Um das passende Fachpersonal muss man sich aber, anders als in der Pflege generell, keine größeren Sorgen machen - die Luftrettung hat einen gewissen „Coolness-Faktor“, gilt als das „Sahnehäubchen“ im Rettungswesen und lockt entsprechend auch qualifizierten Nachwuchs an. Die Arbeitsbelastung und vor allem die bürokratischen Anforderungen sind aber gestiegen, monieren sowohl die altgedienten wie auch die neuen Rettungsflieger. Wo man früher kaum drei Minuten mit Papierkram zu brachte, seien es heute gut und gerne 20. Es wäre schön, wenn sich das wieder ändern würde, so der einhellige Wunsch der drei Partner in Sachen Luftrettung.

Dem Nutzen der Fliegerei tut die Bürokratie freilich keinen Abbruch, „Christoph 37“ wird weiter fliegen und die Nordhäuser werden weiter ihre Köpfe gen Himmel recken um „ihren“ Christoph im Einsatz zu sehen. Und wer das aus nächster Nähe tun möchte, der hat am morgigen Samstag beim Tag der offenen Tür am Hangar hinter dem Südharz-Klinikum die Gelegenheit dazu.
Angelo Glashagel
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Festakt zum 30. Jubiläum für "Christoph 37" (Foto: agl)
Autor: red

Kommentare
Altstadtfan
01.10.2022, 03.15 Uhr
So war es
Vor 30 Jahren, war Stefan Nüßle Geschäftsführer der Johanniter. Leider habe ich ihn auf der Veranstaltung nicht gesehen.
Altstadtfan
01.10.2022, 03.15 Uhr
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