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Mo, 18:18 Uhr
22.04.2024
ThüringenForst

Bauen mit Holz: Wenn die Stadt zum Klimawald wird

Während in Thüringens Wäldern neue Bäume in klimawandelangepassten Mischwäldern nachwachsen, wächst in Thüringens Städten die Zahl an Holzhäusern. Damit wird Klimaschutz mit Holz gleich mehrfach praktiziert...

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Holz ist für sich kein klimafreundlicher Rohstoff. Im natürlichen Kreislauf des Irdischen nehmen Bäume beim Wachstum klimaschädliches CO2 auf und geben die gleiche Menge beim Absterben wieder an die Atmosphäre ab.

Ein Nullsummenspiel. Erst die nachhaltige Waldbewirtschaftung inklusive einer umweltbewussten Holzverwendung sorgen für die Klimafreundlichkeit von Holz. Erst durch stete Waldpflege und die rechtzeitige Ernte der Bäume vor ihrem Zerfall werden diese zu langlebigen Holzprodukten verarbeitet und sichern den in ihnen gespeicherten klimaschädlichen Kohlenstoff. Oft über Jahrzehnte, nicht selten über Jahrhunderte. Etwa in Dachgebälken, in Möbeln, in Holzbrücken oder in Holzhäusern. Nachhaltige Forstwirtschaft sorgt nicht nur dafür, dass Wald zur Kohlenstoffsenke wird, sondern dass durch Holzbau eine zweite Kohlenstoffsenke entsteht. Städte werden so zum zweiten Wald.
 
Nachhaltige Forstwirtschaft vor der eigenen Haustür ist wichtig
„Zur Klimafreundlichkeit des Rohstoffs Holz gehört auch, dass die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die Holzbe- und -verarbeitung regional und umweltfreundlich stattfinden müssen. Kurzum: Wer Holz als klimafreundlichen Roh-, Bau- und Werkstoff favorisiert, muss nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft fördern – und zwar vor der eigenen Haustür“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.

Dabei ist die Lebensdauer von Holz als Konstruktionselement im Bauwesen durchschnittlich höher als bei anderen Holzverwendungen. Der dort gespeicherte Kohlenstoff bleibt der Atmosphäre folglich besonders lange entzogen. Das hat die Politik überzeugt: Auch in Thüringen hat die zuständige Forst- und Infrastrukturministerin Susanne Karawanskij eine Holzbauoffensive angestoßen. Aber Holz kann noch einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Nämlich dann, wenn durch den Einsatz des Roh-, Bau- und Werkstoffs Holz andere energieintensive, fossile Baustoffe wie Beton, Stahl, Kunststoff oder Glas gerade im Bauwesen ersetzt werden können. Dieser zusätzliche Klimaschutzbeitrag von Holz ist durchaus bedeutend und erweitert bzw. verlängert die Kohlenstoffsenkenleistung.

Thüringens Forstministerin Susanna Karawanskij betont den hohen Wert des nachwachsenden Rohstoffs Holz: "Thüringen ist Waldland. Neben dem ökologischen Wert unserer Wälder produzieren sie einen der klimafreundlichsten Baustoffe überhaupt. Als Bau- und Forstministerin sehe ich hier optimale Synergien, die es zu nutzen gilt. Gebäude verursachen derzeit etwa 30 Prozent aller klimaschädlichen CO2-Emissionen. Wir können Gebäude künftig jedoch in Kohlenstoffspeicher, also Klimaretter verwandeln, wenn wir unsere Städte zunehmend aus Holz statt aus Beton und Stahl bauen. Bautechnisch und rechtlich ist das bereits möglich. Zudem ist Holz ein gesunder und, wie ich finde, sehr ästhetischer Baustoff. Die nachhaltige Forstwirtschaft von ThüringenForst ist die Grundlage, unsere Wälder als Naturschatz zu bewahren und zugleich als Basis für eine zukunftsfähige, klimafreundliche Bioökonomie zu nutzen. Diesen Weg sollten wir weiter mutig voranschreiten".
 
In welchem Alter ist ein Wald der beste „Klimaschützer“?
Pro Hektar haben die Bäume im Alter von 40 bis 60 Jahren die höchste Produktivität in Bezug auf Holzwachstum und Biomassezunahme und somit auf die Aufnahme von klimaschädlichem Kohlendioxid. Jüngere Wälder müssen erst eine ausreichende Zahl an Blättern bzw. Nadeln entwickeln, um damit ausreichend Photosynthese betreiben zu können. In hohem Alter verlieren Bäume zusehends ihre „Klimaschutzproduktivität“ – letztlich zerfallen sie und setzen das Treibhausgas Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre frei. Durch die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und die umweltbewusste Verwendung von Holzprodukten wird hingegen dafür gesorgt, dass sich die Kohlenstoffsenke dauerhaft erhält und sogar erweitert: Im Wald und in der Stadt. In Thüringen wurde dies erkannt: Im Jahr 2022 sind im Wohnungsneubau rund 27 Prozent aller Baugenehmigungen für Holzbauweisen erteilt worden – rund fünf Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt.
 
Autor: emw

Kommentare
Kritiker2010
22.04.2024, 19.21 Uhr
Bauen mit Holz - der nächste fahrlässige Zielkonflikt
Holz ist ein toller Werkstoff. Allerdings ist nicht jede Holzart gleichermaßen gut für bestimmte Aufgaben geeignet. Das wird unseren Experten aber sicher erst in ein paar Jahren auffallen.

Als Bau- und Konstruktionsholz kommt üblicherweise Nadelholz zum Einsatz (Fichte und Kiefer), wegen seiner günstigen Eigenschaften und des bisher niedrigen Preises. Laubhölzer finden eher im Innenausbau oder im Möbelbereich Anwending. Mit neuen Technologien (z.B. Brettschichtholz) versucht man z.B. auch Buche für konstruktive Aufgaben nutzbar zu machen, aber mit vergleichsweise bescheidenen Ergebnissen.

Die Idee, den heimischen Wald zum Urwald zu machen und zugleich den Holzbau vorzuantreiben, sind gegensätzliche Ziele. Statt wieder einmal ideologisch einen einseitig gedachten Waldumbau voranzutreiben, wäre ein Erhalt von Nadelbaumflächen in den heimischen Wäldern vielleicht doch die bessere Lösung - vor allem mit Blick auf das Gesamtgefüge "Natur und Mensch".

Stattdessen werden die letzten stabilen Fichtenbestände gerodet, über Jahrzente und Jahrhunderte abgestimmte Ökosysteme für den ungeduldigen Zeitgeist ruiniert und Prämien für das Nichtanpflanzen dieser für uns wichtigen Baumart gezahlt.

In Zukunft kaufen wir unser Bauholz dann ausschließlich in Kanada, Skandinavien, Sibirien oder gar in China, weil die Chinesen den Weltmarkt leer kaufen und sich darüber krummlachen, dass wir sehenden Auges in die nächste Abhängigkeit rennen.

Zum Glück entziehen sich aber hier und da doch noch ein paar Fichten in unseren Wäldern der Ideologie, um vielleicht in ein paar Jahren oder Jahrzehnten den Beweis anzutreten, dass Fichten zum Harz gehören und ein wichtiger Baustein zur nachhaltigen und regionalen Nutzung der Wälder sind.
diskobolos
22.04.2024, 20.36 Uhr
@ Kritiker 2010
Ich bin kein Waldfachmann. Aber so viel ich weiß, sind viele Fichtenbestände den Borkenkäfern zum Opfer gefallen. Andere konnten als Flachwurzler den Stürmen nicht standhalten. Auf der Strecke nach Torfhaus, konnte das gut besichtigt werden. Mit der zu erwartenden weiteren Klimaerwärmung könnten beide Probleme verstärkt werden. Es gibt also nachvollziehbare Gründe, auf andere Baumarten auszuweichen. Was hat das mit Ideologie zu tun? Wenn Sie Wald besitzen, können Sie ja weiter Fichten anpflanzen. Oder ist das jetzt verboten?

"Die Idee, den heimischen Wald zum Urwald zu machen . . . " .
Welcher Anteil der Thüringer Wälder betrifft das eigentlich?
Kritiker2010
23.04.2024, 08.16 Uhr
Genau so geht Ideologie
Die Fichtenbestände im Oberharz sind maßgeblich dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen, den man aus ideologischen Gründen nicht mehr bekämpft hat. Begünstigt durch ein paar besonders trockene Jahre in Folge waren die Monokulturen im Oberharz diesem scheinbar arglosen Insekt hilflos ausgeliefert.

Borkenkäfer befallen eher ältere Bäume. Die Larven zerstören das Kambium und damit den Saftfluss der Bäume, sodass diese absterben. Jungbäume entgehen dem Schicksal zumeist, fehlen allerdings bei älteren Monokulturen. Die Bäume sind also nicht einfach vertrocknet, weil die Wetterkarte in der Tagesschau rot angemalt wurde.

Aufgrund des Verhaltens der Borkenkäfer (räumlich begrenzte Migration) und der sichtbaren Erkenntnis, dass allen Klima-Unkenrufen zum Trotz, auf trockene Jahre auch wieder nasse folgen, halte ich es für sinnvoller, der Fichte im Wald der Zukunft einen Platz einzuräumen – je nach Standort und mit ausreichend Abstand zwischen den Flächen.

Der aktuelle Weg, Fichten oder gar Nadelbäume insgesamt auf vielen Flächen grundsätzlich auszuschließen, ist in meinen Augen kurzsichtig. Denn jede Baumart (auch Laubbäume) hat sowohl spezifische Feinde, als auch Flora und Fauna, die in Symbiose leben.

Und genau hier sehe ich eben Ideologie. Dort schwarz, hier weiß. Fichte bisher gut, ab jetzt böse!
Fönix
23.04.2024, 12.10 Uhr
Die Fichte gehört in den Harz, da
kann ich Kritiker 2010 nur beipflichten. Als studierter und praktizierender Forstwirt hat Dr. Wolf-Eberhard Barth (mehr Reputation zum Thema Ökologischer Waldbau im Harz geht wohl kaum!), der langjährige Leiter des Naturpark's Oberharz in seinem Buch: "Praktischer Umwelt- und Naturschutz" im Kapitel "Naturschutz in der Forstwirtschaft" folgendes geschrieben"

"... desto höher rutscht《in den Waldgesellschaften des Norddeutschen Raumes》die hochmontane Lage, die sog. Fichtenzwangsstandorte darstellt und auch von Natur aus Fichtenwäder《nach Ziffer 19 in der nebenstehenden Tabelle: Natürliche Fichtenwälder (Calamacrostio villosae-Piceetum)》bildet."

Dabei setzt er für den Harz die Grenze zwischen der hochmontanen und der obermontanen Vegetationsstufe bei durchschnittlich 700 m an. Das bedeutet nichts anderes, als das im Harz oberhalb 700 m natürlicherweise reine Fichtenwälder dominieren, in denen sich allenfalls noch ein paar Ebereschen neben den Fichten behaupten können. Er hat mir genau diesen Wald live im Oberharz gezeigt und die Zusammenhänge erläutert.

Und selbst in der unterhalb 700 m liegenden Vegetationsstufe haben Fichten ihre natürliche Daseinsberechtigung, denn hier dominieren je nach Bodenzusammensetzung Bergahorn-Buchenwälder (Aceri-Fagetum) oder Buchen-Fichtenwälder (Fago-Piceetum).

Der Ausgangspunkt für das Fichtensterben im Harz liegt also ausdrücklich nicht im Vorkommen der Fichte an sich. Ursache sind vielmehr die Fichtenmonokulturen in den mittleren und unteren Lagen. Von dort aus breiten sich die Borkenkäferpopulationen bei entsprechender Exposition immer wieder explosionsartig in die höheren Lagen aus und in Phasen mit außergewöhnlichem Witterungsverlauf wie die extrem trockenen letzten Jahre treffen sie dort auf geschwächte Bäume, deren Widerstandsfähigkeit gegen diesen Angriff nicht mehr ausreicht.

Mein Fazit:
Harz ohne Fichte geht gar nicht!
(Fichte ohne Harz natürlich auch nicht!)

Alle diese Zusammenhänge habe ich hier im Forum schon mehrfach erläutert. Es ist schon bemerkenswert, dass ich sie regelmäßig wiederholen muss, weil die DUNKELGRÜNEN Ideologen als selbsternannte Weltverbesserer wiederkehrend meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.
Iltis
23.04.2024, 16.46 Uhr
Der Sermon der Pseudo-Forstwissenschaftler,
aus der Kommentarfunktion, die ihren Lebensinhalt im Uminterpretieren von Artikeln gefunden haben, ist nur noch lächerlich.

Im Artikel geht es um Holz als Baustoff und Kohlenstoffspeicher und nicht um ein Verbot der Fichte. Was das mit Ideologie zu tun hat, wissen nur die selbsternannten "Forstexperten" des Kommentares selbst.

Der Harz ist auf seiner größten Fläche, der submontanen Zone, ein Buchenwald. Erst seit der Abholzung im Mittelalter dominierte durch Pflanzung die Fichte. Das Ergebnis ist zu sehen, falls man kein Brett vor dem Nüschel hat.

Niemand hat vor in der hochmontanen Zone Fichte zu verbieten oder durch andere Baumarten zu ersetzen. Das wäre genau so ein Blödsinn wie der ganze Sermon, der hier über die Fichte und den "Fichtenwald Harz" geschrieben wird.

Natürlich kann man den Harz wieder voll mit Fichte knallen. Manch einer knallt mit seiner Birne ja auch mehrfach gegen die selbe Wand ohne etwas zu begreifen.
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