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Fr, 15:26 Uhr
27.06.2025
Mindestlohn:

Schleichender Verlust von einfachen Jobs

Der Mindestlohn soll bis 2027 in zwei Schritten auf 14,60 Euro steigen. Die Mindestlohnkommission demonstriert damit eindrucksvoll ihre Unabhängigkeit, die Sozialpartner setzen der politischen Einmischung klare Grenzen. Dem gebührt vor allem Respekt. Die Entwicklung ist dennoch kritisch zu sehen: Sie dürfte zu einem schleichenden Verlust von einfachen Jobs führen...

Probleme in der Gastonomie (Foto: Pixabay) Probleme in der Gastonomie (Foto: Pixabay)
Einvernehmlich sind Gewerkschafts- und Arbeitgebervertreter dem Vermittlungsvorschlag der Kommissionsvorsitzenden Christiane Schönefeld gefolgt, den Mindestlohn in zwei Schritten zu erhöhen: ab 2026 zunächst auf 13,90 Euro je Stunde, 2027 dann auf 14,60 Euro je Stunde. Über Monate hatte vor allem die SPD mit wachsendem Furor eine rasche Erhöhung auf 15 Euro gefordert. Mit dem Beweis ihrer Handlungsfähigkeit setzen die Sozialpartner der politischen Einmischung klare Grenzen. Respekt!

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Der erste Schritt lässt sich durch die nachlaufende Orientierung am Tariflohnindex gut begründen, der zweite Schritt geht klar über dieses Kriterium hinaus. Natürlich schlägt sich in den 14,60 Euro der Paradigmenwechsel von 2022 nieder, als die Ampel-Regierung den Mindestlohn mit hohem politischem Aufwand per Gesetz auf 12 Euro erhöht hatte. Auch die Weiterentwicklung des Mindestlohns zu einem Living Wage ist kritisch zu sehen, weil sie verteilungspolitisch kaum wirkt und zu einem schleichenden Verlust von einfachen Jobs führen wird.

SPD muss Entscheidung respektieren
Das Entscheidendste hat aber die Kommissionsvorsitzende vor der Bundespressekonferenz gesagt: „Die Sozialpartner haben bewiesen, dass sie gestaltungsfähig und gestaltungswillig sind und Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen.“

SPD und andere Befürworter eines 15-Euro-Mindestlohns sind gut beraten, diese Entscheidung zu respektieren. Ein neuerlicher Staatseingriff würde die grundgesetzlich garantierte Tarifautonomie torpedieren. Will man mit Klagen gegen einen neuerlichen Eingriff vor dem Bundesverfassungsgericht landen? Statt sich auf diesen politischen Abweg zu begehen, sollte sich die Politik der Aufgabe zuwenden, die Sozialversicherungsbeiträge zu stabilisieren. Mehr Netto vom Brutto – damit wäre Mindestlohnbeziehern deutlich mehr geholfen.
Autor: psg

Kommentare
G.Auer
27.06.2025, 17.39 Uhr
Mindestlohn
sollte nicht von der Politik reglementiert werden sondern sich durch den Markt ergeben. Man möchte zwar den Wenigverdienern was Gutes tun, hebelt dabei aber das ganze Gefüge von Unternehmen aus. Unterschiede von ungelernten Hilfskräften und Fachpersonal muss es schließlich geben. Für viele Branchen, welche z.B.auf saisonale Niedriglohnarbeitskräfte angewiesen sind können sich diese dann nicht mehr leisten, ohne die Produktpreise in die Höhe zu treiben. Als Beispiel nenne ich in Windehausen die Spargelproduktion, welche mittlerweile zu teuer geworden ist, so das diese nun Geschichte ist. Auch die Gastronomie geht schweren Zeiten entgegen. Zwar nicht nur durch Lohn sind die Preise in die Höhe geschossen, aber zumindest auch. Noch vor einiger Zeit bin ich regelmäßig einmal im Monat mit der Familie Sonntags in einem Restaurant essen gegangen und ab und zu in der Woche mal zum Abschalten in die Kneipe. Geht nicht mehr.Kann das nur noch zu besonderen Anlässen. Wo man vor 2 Jahren pro Person mit 20/25 € hingekommen ist, sind es nun schon mindestens 40 €. Da kann man als Normalo nur sparen, wenn man es nicht mehr tut. Es ist leider so.
Lautaro
27.06.2025, 19.16 Uhr
Der Beitrag wurde gespeichert und die Freigabe beantragt.
Leser X
27.06.2025, 20.34 Uhr
Der Mindestlohn kann gar nicht hoch genug sein...
... in einem der teuersten Länder der Welt. Und dass der Gegenwert für geleistete Arbeit nicht mehr aufgeht und kaum noch ein menschenwürdiges Dasein ermöglicht, ist Ausdruck eines in jeder Hinsicht kranken und renovierungsbedürftigen Systems.
Kobold2
28.06.2025, 00.19 Uhr
Super Herr Auer
anständige Löhne, von denen man auch leben kann, werden völlig überbewertet...
Wir leisten uns lieber einen Beamtenapparat der damit beschäftigt ist, Steuergelder für die Aufstockung zu verteilen. Dem menschlichen Egoismus ist keine Grenzen gesetzt.
Tom der ungläubige
28.06.2025, 15.04 Uhr
Der Kommentar von G. Auer beschreibt es gut, was passiert.
Mindestlohn von 15 € und mehr ist sicherlich schön, wird aber den Betroffenen Menschen nichts nutzen. Saison Geschäfte wie zum Beispiel Landwirtschaft (Spargel, Erdbeeren und so weiter) könnten das zwar bezahlen, gleichzeitig werden aber ihre Erzeugnisse so teuer, dass keiner sie kauft. Zu mindestens nicht in der Breite. Ähnlich ist es. in der Gastronomie, wenn der Gastwirt temporär keine Aushilfe mehr findet oder ihr 15 € bezahlen muss. Zum Beispiel muss er die Preis annehmen, und dann kommen Menschen wie Herr oder Frau Auer eben nicht mehr, weil sie sich das nicht leisten können. Sucht doch einfach mal eine Kneipe in Nordhausen, die um die Mittagszeit am Wochenende offen hat! Viel Spaß dabei. Ein Handwerker, der einer Aushilfe 15 € bezahlen muss, kriegt er Ärger mit seinem Gesellen, der dann vielleicht sorgt ich habe aus gelernt und bekomme vielleicht nur fünf Euro oder sieben Euro mehr! Also muss der Handwerker auch hier mehr zahlen. Das wird dazu führen, dass seine Preise in die Höhe gehen und die Nachfrage einbrechen wird, ganz einfach, weil die meisten Leute das Pulver nicht mehr haben.. Wie wäre es hingegen einfach 36.000 € im Jahr brutto steuerfrei zu stellen, und zu sagen, egal wie ihr etwas verdient bis dahin müsst ihr keine steuern bezahlen, nicht auf Verdienst nicht auf Trinkgelder und so weiter. Der Verdienst wird erfasst und je nach höhe bis zur Grenze von 36.000 € wird die Sozialversicherung festgelegt. Dann brauchen wir kein Mindestlohn, das regelt der Markt und da hat G. Auer sehr recht. Ansonsten schaukelt sich das ganze bis in ungeahnte Höhen. Dienstleistungen werden teurer. Immer weniger Menschen werden sie sich leisten können. Die Schattenwirtschaft wird zunehmen, anstatt abzunehmen und keinem ist geholfen. Im übrigen haben wir auch kein Problem bei irgendwelchen Bundeshaus abgeordnet oder Landtagsabgeordneten eine steuerfreie pauschale zu genehmigen, die höher ist als das monatliche Einkommen der meisten Bürger in Deutschland! Findet den Fehler! Und Leser X und Kobold zwei denkt noch mal nach! Euer Traum vom Sozialismus ist immer schiefgegangen und er wird auch diesmal wieder schiefgehen! Es sei euch aber gegönnt, ein bisschen träumen ist nicht schlecht! Einen s
Kobold2
28.06.2025, 21.28 Uhr
Das schaukelt
sich seit Einführung des Mindestlohns nicht dahin, wo es manch einer hinredet. Die bisherigen Erfahren, auch in anderen Ländern zeigen ein anderes Bild
M.M.n. geht es den meisten auch nicht um das nicht mehr bezahlen können, sondern eher um das bezahlen wollen.
Dafür empfehle ich mal einen Tag Feldarbeit oder Kilometer schrubben in der angesprochen Gastronomie . Hinterher aber dann bitte berichten, ob sie sich mit Ihren Lohnvorstellungen auch gerecht bezahlt fühlen.
Das man mit solchen Vorstellungen auch die Altersarmut fördert, liegt bei solchen Mens hen auch gedanklich in weiter Ferne.
altmeister
29.06.2025, 10.30 Uhr
Inflation
Es hört sich natürlich erst einmal schön an, wenn der Lohn steigt.
Wenn dann allerdings der Mindestlohn in extremen Sprüngen steigt, um vieles mehr als z.B. tarifliche Löhne, zieht das natürlich die Forderungen der ausgebildeten Arbeitnehmer nach, denn Ausbildung, Wissen und Können müssen sich lohnen.
Dieses bringt eine Spirale mit sich und unter dem Strich wird nichts gegen die Altersarmut erreicht, die Kaufkraft wird nicht besser, es wird nur alles teurer.
Wo ist da ein Vorteil?
diskobolos
29.06.2025, 17.30 Uhr
Zum Mindestlohn
Eine Einigung der Mindestlohn-Kommission halte ich gegenüber einer politischen Entscheidung für die bessere Lösung, auch die vorgeschlagenen Zahlen sind nicht unvernünftig.
Als der Mindestlohn vor 10 Jahren eingeführt wurde, haben die AG-Verbände auch den Verlust vieler Arbeitsplätze vorausgesagt. Das ist offensichtlich nicht so eingetreten. Millionen Beschäftigte kommen erst mit dem Mindestlohn einigermaßen über die Runden.
Die 15 € stehen im Wahlprogramm der SPD und sollen wohl ausdrücken, dass sich die SPD wieder stärker um die AN kümmern will. Das ist okay, von der Union wird man das nicht erwarten können. Die braucht jetzt alles verfügbare Geld für die Aufrüstung und die Steuergeschenke für die AG.
Die von Tom d. U. vorgeschlagene Steuerfreigrenze erinnert mich in ihrer Einfachheit an den Merzschen Bierdeckel (Was ist eigentlich daraus geworden, wo er jetzt die Macht hätte?)
Fakt ist: Wenn man für einige die Steuern senkt, müsste man sie für andere erhöhen oder die Ausgaben senken. Das gehörte zu einem soliden Vorschlag. Aber jetzt haben wir ja herausgefunden, dass man auch mit Schulden gut leben kann. Warum sind wir nicht schon früher darauf gekommen? Wir hätten uns viel Arbeit ersparen können . . .
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