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Fr, 11:56 Uhr
23.08.2019
Marth

Was Musik vermag

Es ist mehr als nur ein Treffen von Musikern, das einmal im Jahr in Marth stattfindet. Es ist ein Ereignis, das Menschen und Länder verbindet, alt und jung zusammenfügt und das von einem ganzen Dorf getragen wird. Das Musikwochenende vom 9. bis 11. August hat es erneut gezeigt…..

Dorfsaal (Foto: Ilka Kühn) Dorfsaal (Foto: Ilka Kühn)
Marth zählt gerade einmal 335 Einwohner laut Statistik vom vergangenen Jahr. An einem Wochenende im Sommer kommen 50 bis 60 dazu, die bei Gastfamilien in Marth herzlich aufgenommen werden. Und das seit nunmehr 14 Jahren. Es sind Frauen und Männer, die gern musizieren. Die meisten sind Laien, ein paar wenige Profis oder Halbprofis, wie Matthew Toogood sagt. Er ist Dirigent, war nun schon das sechste Mal in Marth, um ein Orchester zu dirigieren, dass eigentlich gar keins ist, jedenfalls nicht im klassischen Sinne. In Marth wachsen die Musiker innerhalb kurzer Zeit schon zu einem zusammen. Und ihr Zusammenspiel ist bemerkenswert. Das ist das Ergebnis harter Probenarbeit zu Hause in den eigenen vier Wänden und vor allem die “Arbeit” des Dirigenten.

Musikwerkstatt in Marth (Foto: Ilka Kühn) Musikwerkstatt in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Die Atmosphäre im Saal der Dorfgemeinde ist zum Abschluss des Musikwochenendes immer eine ganz besondere. Waren es vor Jahren nur ein paar wenige Zuschauer, gibt es jetzt keinen freien Platz mehr. Und es ist auch wohl der einzige Ort, wo Musiker und Zuhörer so eng beieinander sitzen.

Matthew Toogood erklärte mir, warum es in Marth so gut klappt. Zunächst werden lange Zeit vorher die Stücke festgemacht, die in Marth zur Aufführung kommen sollen. Da spielt die Zusammensetzung in puncto Instrumente eine Rolle, aber es sollen auch Stücke sein, die nicht zu leicht, etwas anspruchsvoll, aber auch nicht zu schwierig sind. Der Geschmack des Publikums bleibt außen vor. Es ist ja eine Musikwerkstatt für Musiker (das Wort Musiker steht hier übrigens für den Plural und nicht für den männlichen Musiker).

Am Freitagabend dann, wenn sich alle erstmals wieder in Marth auf dem Saal einfinden, überzeugt sich Matthew Toogood davon, was die Musiker an Kenntnissen mitbringen. Es sind bis zum Abschluss nur vier Proben vorgesehen. Da heißt es für jeden, höchste Konzentration. Während alle fleißig proben, sorgen die Dorfbewohner dafür, dass auch alle Gäste gut verpflegt werden.

So ist das Abschlusskonzert dann am Sonntag auch ein großes Dankeschön an die Einwohner in Marth für ihre Gastlichkeit. Für diese Stunde kommen viele aus dem Dorf, auch diejenigen, die sonst klassische Musik nicht hören.

Die Bläser gaben den Auftakt. Sebastian Kaufhold tauschte dann sein Fagott mit dem Mikrofon, begrüßte alle ganz herzlich zum “Nichtkonzert”, stellte Dirigent und Musiker vor, zumindest aus welchen Bundesländern sie kamen und betonte, wie schön es für sie alle in Marth ist. Besonders herzlich begrüßte er Matthew Toogood und erklärte, dass der Dirigent am nächsten Tag als Chefdirigent beim Stadttheater in Basel beginnt.

Für die Zuschauer sehr hilfreich war es, dass der Dirigent in die einzelnen Stücke einführte und den Inhalt kurz erklärte oder Geschichtliches zum Besten gab. Nach der Ouvertüre eines tschechischen Komponisten waren Russischkenntnisse gefragt. Mathew Toogoods Frau, Ellen Leather - beide kamen ursprünglich aus Australien nach Deutschland - begeisterte mit einem russischen Lied in russisch gesungen, das Publikum.

Der Haupt- und sicher schwierigste Teil dieses - wir nennen es Konzert - kam danach mit Brahms Serenade in vier Sätzen. Eigentlich habe sie sieben Sätze, sagte der Dirigent. Von romantisch bis militärisch, gefühlsbetont und fordernd. Ein musikalisches Erlebnis, an dass sich Publikum und Musiker gern erinnern.

Zum Abschluss gab es viele Dankesworte und Blumen, die Bürgermeister Peter Dreiling gern überreichte. Er war des Lobes voll und freut sich sehr, dass der Ort Marth schon bekannt ist bei vielen Musikern. Insgesamt sind es 180 die schon in Marth Musik gemacht haben. Zu verdanken ist dieses musikalische Ereignis Gesine Corbach und ihrem Mann Mattias, Durch sie entstand 1978 in Brandenburg eine ähnliche Musikwerkstatt, was auch in einer kleinen Ausstellung gezeigt wurde. Als das Ehepaar vor einigen Jahren dann nach Marth zog, nahm es diese Idee mit und setzte sie auch um. Im nächsten Jahr wird es die 15. Musikwerkstatt sein mit dem musikalischen Abschluss am Sonntag, 23. August 2020.

Brigitte Meising (Foto: Ilka Kühn) Brigitte Meising (Foto: Ilka Kühn)
Dann sind sicher auch wieder Brigitte Meysing aus Hüpstedt und ihre Schwester Claudia Ander-Donath aus Gera (1. Geige in Marth) mit dabei. Brigitte Meysing ist vielen Eichsfeldern sicher aus der Musikschule Leinefelde bekannt, sie hat dort Cello-Unterricht gegeben und verstärkt als Cellistin das Orchester in Marth. Im sogenannten Ruhestand lässt sie ihr Cello aber nicht in der Ecke stehen, im Gegenteil. Da wird hier und dort noch zum Konzert gespielt, aber das Wichtigste: Brigitte Meysing vermittelt ihr Können weiter an die jüngere Generation und heißt in Hüpstedt Kinder und Jugendliche (aber auch Erwachsene können es noch erlernen) zum Cello-Unterricht willkommen.

Oft wurden die Organisatoren der Musikwerkstatt in Marth schon gefragt, ob sie das Abschlusskonzert nicht in einem größeren Saal für noch mehr Publikum geben könnten. Aber dann wäre es nicht mehr das, was Marth für die Musiker ist.

In Marth gab es natürlich viel Applaus und standing ovation, auch eine Zugabe fehlte nicht, ein Sahnehäubchen für das Publikum: An der schönen blauen Donau. Und das Eichsfeldlied fehlte auch nicht. Mit einem ganzen Orchester die Hymne zu singen, ist auch eher selten.
Ilka Kühn

Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)
Musikwochenende in Marth (Foto: Ilka Kühn)



Autor: ik

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