eic kyf msh nnz uhz tv nt
Fr, 09:00 Uhr
17.03.2023
Lichtblick zum Wochenende

Gott ist Liebe

Als ich geschaut habe welches Text ich heute als Grundlage für diese Lichtblicke nehme, habe ich innerlich gelächelt. Das Wort aus dem 1. Johannesbrief, was heute als Lehrtext zur Losung ausgesucht wurde, ist mit meiner Biographie sehr eng verbunden...

"Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm."

1. Johannes 4,16


Als ich mich als Sechzehnjähriger zur Taufe entschieden haben, hat der Pfarrer in meiner Heimatgemeinde diesen Spruch für meine Taufe ausgewählt. Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Dieser Spruch hat mich am Anfang meiner Glaubensreise getragen. Als in meiner Familie großes Unverständnis für meine Entscheidung um sich griff. Als offene Feindseligkeit gegenüber meinem Glauben und letztlich der Bruch nahe war, habe ich mich daran festgehalten. In der Liebe zu bleiben, dranzubleiben an den Menschen, mit denen Kommunikation immer schwerer wurde: Das war schwer. Und gleichzeitig wurde es zu einer Lebenseinstellung. Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

Besonders weil ich ein impulsiver und leidenschaftlicher Mensch bin, ist dieses Wort meine innere Kontrolle. Zorn und Kränkungen nicht einfach zu erwidern, sondern offen bleiben für die Versöhnung mit Menschen, die es gerade schwer mit mir haben oder ich mit ihnen. In der Liebe zu bleiben heißt dabei nicht zu allen Ärgernissen immer eine gute Miene zu machen oder gar sehend Auges Ungerechtigkeiten oder Fehlentscheidungen hinzunehmen. Manchmal muss man kämpfen für eine Sache, für ein Ideal oder für jemanden, der nicht für sich selbst eintreten kann. Denn auch das Teil der Liebe, dieses Gefühl, dass ein anderer mir wichtig ist.

Aber wie ich kämpfe, wie ich Konflikte austrage, dass ist nicht egal. Die Liebe sagt mir, dass mein Gegner im Konflikt Mensch bleibt. Er hat Würde. Er hat eine eigene Perspektive. Er hat eine eigene Geschichte.
Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

Gott ist nicht das Vernichten des Gegner. Er ist die Liebe. Gott ist nicht, die Entmenschlichung. Er ist die Liebe.

Das gilt auch für die Menschen, die mich und dich entmenschlichen. Die Lebensrechte absprechen oder den Tod wünschen. Ich glaube darin liegt das Geheimnis und die Herausforderung des christlichen Glaubens: Selbst wenn mich jemand hasst, werde ich diesen Hass nicht vervielfältigen. Das ist eine riesige Aufgabe, sie ist schwer, sie wird fordern, man wird daran scheitern. Aber ich habe durch die letzten 20 Jahre hindurch erlebt, dass es immer mal wieder gelingt. Beziehungen können verbessern werden, manchmal auch gerettet werden.
Manchmal auch nicht.
Aber sich nicht dem Hass zu ergeben, sondern der Liebe ist immer einen Versuch wert.
Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Martin Weber, Pfarrer in Allstedt/Wolferstedt
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr