So, 08:30 Uhr
07.10.2018
Leinefelde vor 49 Jahren:
Aus dem Dorf wurde eine Stadt
Der 7. Oktober hat für Leinefelde eine große Bedeutung. Vor genau 49 Jahren wurde das Dorf an diesem Tag zur Stadt. Es war in der DDR einmalig. 1985 erhielt ein weiterer Ort Stadtrecht: Oberhof. Leinefelde feiert also dann 2019 ein Jubiläum: 50 Jahre Stadtrecht. Heute ein paar Infos, was damals so geschah....
Dieses Bild kennen die älteren Bürger von Leinefelde und auch aus dem gesamten Landkreis: die Busse fuhren direkt vor der Baumwollspinnerei ab. Hier sieht man rechts neben dem Werkeingang das Centra, wo man schnell vor Schichtbeginn oder nach Schichtende noch einkaufen konnte.
Auf der Website der Stadt sind u.a. folgende Eintragungen zu finden zum geschichtlichen Teil Leinefeldes:
1959
"Plan zur ökonomischen und kulturellen Entwicklung der Kreise Worbis und Heiligenstadt" - der sogenannte Eichsfeldplan wurde beschlossen, um diese Region fest in das Gesellschafts- konzept der DDR: Aufbau, Entwicklung und Entfaltung des Sozialismus auf deutschem Boden, einzubinden.
1960
Leinefelde zählt 2.559 Einwohner, 2.000 von ihnen sind katholische Christen.
1961
Baubeginn der Baumwollspinnerei: in dem größten Betrieb Leinefeldes arbeiten 1977 4 400 Beschäftigte, die Hälfte davon kam aus Leinefelde (70% der Belegschaft waren Frauen); durch weitere Industrieansiedlungen wächst der Ort binnen kürzester Frist zum industriellen Zentrum (insbesondere der Textilindustrie) auf dem Obereichsfeld; aus den umliegenden Dörfern wie aus dem gesamten Gebiet der DDR ziehen vor allem junge Leute in die Leinestadt, für sie werden mehrgeschossige Wohnblöcke erbaut; bis 1977 entstanden 3.200 Neubauwohnungen, in denen knapp 80% der Leinefelder Bürger leben.
1964
Beginn der Schulneubauten: bis 1983 werden 6 Schulen und bis 1979 6 kombinierte Kinder-tagesstätten errichtet; 1977 unterrichten in Leinefelder Schulen 134 Lehrer 2.289 Schüler; in den Kindergärten betreuen 100 Erzieherinnen 920 Kinder.
1969
am 7. Oktober erhält Leinefelde (6 200 Einwohner) das Stadtrecht; damit wird - nicht zuletzt aus politischen Gründen - zugleich ein Exempel statuiert; die SED und die durch sie bestimmten staatlichen Institutionen beabsichtigten inmitten einer strukturell relativ schwach entwickelten und traditionell katholisch geprägten Region, die erste sozialistische Stadt des damaligen Bezirkes Erfurt zu plazieren; dies hatte zur Folge, dass in kurzer Zeit jahrhunderte-alte dörfliche Strukturen aufgesprengt wurden; Industrieanlagen in einem für diesen Landstrich bislang unbekanntem Ausmaß, rasche Bevölkerungsansiedlung in eigens dafür errichteten Neubauvierteln verändern grundlegend die Lebens-, Wohn- und sozialen Verhältnisse in Leinefelde; fortan bestimmte der Schichtwechsel in den großen Betrieben den Alltag und Lebensrhythmus der meisten Familien; während andere Eichsfeldstädte vergleichsweise viel von ihrer ursprünglichen Identität und ihres lokalen Kolorits bewahren konnten, wurde Leinefelde (sicher auch aufgrund seiner zentralen Lage) dazu bestimmt, Zentrum der Arbeiterklasse auf dem Eichsfeld zu sein.
Ilka Kühn (Foto: Christian Siegel) Vielleicht ist der 7. Oktober Anlass, einmal rückzublicken, wie die eigene Geschichte in Leinefelde verlaufen ist. Ich kam 1972 nach Leinefelde, eigentlich nur wegen des Jobs und vor allem wegen einer Wohnung. Zum damaligen Zeitpunkt war eine Wohnung in Heiligenstadt, wo ich mit meinen Eltern und meiner Schwester gewohnt hatte, nicht zu bekommen.
Mit dem Abitur in der Tasche wollte ich Journalistin werden, studieren. Doch die Familiengründung brachte einiges durcheinander. So begann mein Weg in der damaligen Baumwollspinnerei in der betriebseigenen Redaktion und Zeitung. Doch schon fünf Jahre später konnte ich ein kombiniertes Studium in Leipzig aufnehmen, wurde Journalistin.
Nach vielen Jahren bei der Tageszeitung folgte die sehr interessante Arbeit beim Rundfunk Antenne Thüringen, danach noch Fernsehen und dann eine eigene Redaktion. Heute bin ich dankbar, dass ich all diese Erfahrungen nutzen und immer noch als Journalistin tätig sein kann. Es ist gut, wenn man in dieser Zeit über schöne Dinge schreiben und interessante Menschen treffen kann.
Ich wünsche Ihnen einen schönen 7. Oktober, auch wenn Sie nichts mit Leinefelde zu tun haben.
Ilka Kühn
Autor: ikDieses Bild kennen die älteren Bürger von Leinefelde und auch aus dem gesamten Landkreis: die Busse fuhren direkt vor der Baumwollspinnerei ab. Hier sieht man rechts neben dem Werkeingang das Centra, wo man schnell vor Schichtbeginn oder nach Schichtende noch einkaufen konnte.
Auf der Website der Stadt sind u.a. folgende Eintragungen zu finden zum geschichtlichen Teil Leinefeldes:
1959
"Plan zur ökonomischen und kulturellen Entwicklung der Kreise Worbis und Heiligenstadt" - der sogenannte Eichsfeldplan wurde beschlossen, um diese Region fest in das Gesellschafts- konzept der DDR: Aufbau, Entwicklung und Entfaltung des Sozialismus auf deutschem Boden, einzubinden.
1960
Leinefelde zählt 2.559 Einwohner, 2.000 von ihnen sind katholische Christen.
1961
Baubeginn der Baumwollspinnerei: in dem größten Betrieb Leinefeldes arbeiten 1977 4 400 Beschäftigte, die Hälfte davon kam aus Leinefelde (70% der Belegschaft waren Frauen); durch weitere Industrieansiedlungen wächst der Ort binnen kürzester Frist zum industriellen Zentrum (insbesondere der Textilindustrie) auf dem Obereichsfeld; aus den umliegenden Dörfern wie aus dem gesamten Gebiet der DDR ziehen vor allem junge Leute in die Leinestadt, für sie werden mehrgeschossige Wohnblöcke erbaut; bis 1977 entstanden 3.200 Neubauwohnungen, in denen knapp 80% der Leinefelder Bürger leben.
1964
Beginn der Schulneubauten: bis 1983 werden 6 Schulen und bis 1979 6 kombinierte Kinder-tagesstätten errichtet; 1977 unterrichten in Leinefelder Schulen 134 Lehrer 2.289 Schüler; in den Kindergärten betreuen 100 Erzieherinnen 920 Kinder.
1969
am 7. Oktober erhält Leinefelde (6 200 Einwohner) das Stadtrecht; damit wird - nicht zuletzt aus politischen Gründen - zugleich ein Exempel statuiert; die SED und die durch sie bestimmten staatlichen Institutionen beabsichtigten inmitten einer strukturell relativ schwach entwickelten und traditionell katholisch geprägten Region, die erste sozialistische Stadt des damaligen Bezirkes Erfurt zu plazieren; dies hatte zur Folge, dass in kurzer Zeit jahrhunderte-alte dörfliche Strukturen aufgesprengt wurden; Industrieanlagen in einem für diesen Landstrich bislang unbekanntem Ausmaß, rasche Bevölkerungsansiedlung in eigens dafür errichteten Neubauvierteln verändern grundlegend die Lebens-, Wohn- und sozialen Verhältnisse in Leinefelde; fortan bestimmte der Schichtwechsel in den großen Betrieben den Alltag und Lebensrhythmus der meisten Familien; während andere Eichsfeldstädte vergleichsweise viel von ihrer ursprünglichen Identität und ihres lokalen Kolorits bewahren konnten, wurde Leinefelde (sicher auch aufgrund seiner zentralen Lage) dazu bestimmt, Zentrum der Arbeiterklasse auf dem Eichsfeld zu sein.
Ilka Kühn (Foto: Christian Siegel) Vielleicht ist der 7. Oktober Anlass, einmal rückzublicken, wie die eigene Geschichte in Leinefelde verlaufen ist. Ich kam 1972 nach Leinefelde, eigentlich nur wegen des Jobs und vor allem wegen einer Wohnung. Zum damaligen Zeitpunkt war eine Wohnung in Heiligenstadt, wo ich mit meinen Eltern und meiner Schwester gewohnt hatte, nicht zu bekommen.
Mit dem Abitur in der Tasche wollte ich Journalistin werden, studieren. Doch die Familiengründung brachte einiges durcheinander. So begann mein Weg in der damaligen Baumwollspinnerei in der betriebseigenen Redaktion und Zeitung. Doch schon fünf Jahre später konnte ich ein kombiniertes Studium in Leipzig aufnehmen, wurde Journalistin.
Nach vielen Jahren bei der Tageszeitung folgte die sehr interessante Arbeit beim Rundfunk Antenne Thüringen, danach noch Fernsehen und dann eine eigene Redaktion. Heute bin ich dankbar, dass ich all diese Erfahrungen nutzen und immer noch als Journalistin tätig sein kann. Es ist gut, wenn man in dieser Zeit über schöne Dinge schreiben und interessante Menschen treffen kann.
Ich wünsche Ihnen einen schönen 7. Oktober, auch wenn Sie nichts mit Leinefelde zu tun haben.
Ilka Kühn
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